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Philologenverband Umfrage: Jeder dritte Lehrer krank von der Schule

Der Personalmangel an Niedersachsens Schulen ist seit Jahren bekannt. Für viele Lehrerinnen und Lehrer ist die Belastung nicht nur lästig – sondern eine Gefahr für ihre Gesundheit.

Von dpa 19.08.2025, 13:42
Viele Lehrkräfte in Niedersachsen klagen über steigende Belastung und gesundheitliche Folgen. (Archivbild)
Viele Lehrkräfte in Niedersachsen klagen über steigende Belastung und gesundheitliche Folgen. (Archivbild) Julian Stratenschulte/dpa

Hannover - Viele Lehrkräfte in Niedersachsen gehen angesichts einer hohen Arbeitsbelastung gesundheitlich auf dem Zahnfleisch. Laut einer Umfrage des Philologenverbands (PHVN) war jede dritte Lehrkraft schon einmal wegen schulisch bedingter Überlastung krankgeschrieben. An der Umfrage nahmen knapp 1.700 Lehrerinnen und Lehrer teil, fast alle von Gymnasien.

Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne), die seit Ende 2022 im Amt ist, stellt der Verband angesichts der Befragung kein gutes Zeugnis aus. 

So gaben 79 Prozent der Befragten an, ihre Arbeitsbedingungen hätten sich in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert. Weitere 20 Prozent beschrieben die Bedingungen als gleich, eine Verbesserung sah kaum ein Teilnehmer. Vielmehr beklagte knapp jeder Dritte (31 Prozent) eine starke gesundheitliche Belastung, etwa chronischen Stress.

Kleinere Klassen könnten helfen

„Die Belastung ist gestiegen. Die Krankheitsraten sind gestiegen. Der Lehrkräftemangel ist ungelöst, und das bei stetig steigenden Schülerzahlen“, sagte der PHVN-Vorsitzende Christoph Rabbow. Das sei die Bilanz nach drei Jahren grüner Bildungspolitik.

Entlasten könnten die Lehrkräfte nach eigener Einschätzung insbesondere kleinere Klassen (79 Prozent der Befragten) sowie weniger Verwaltungsaufgaben (64 Prozent). Von der Schulverwaltung und Politik würden ihre Belastungen jedoch gar nicht wahrgenommen, kritisierten 88 Prozent.

PHVN: 12.000 neue Lehrkräfte bis 2032 benötigt

Der Philologenverband fordert dementsprechend unter anderem maximal 20 Schüler pro Kurs in der Oberstufe und 25 Schüler in der Mittelstufe sowie die Einstellung von Verwaltungsassistenzen an den Schulen. Um Teilzeitkräfte nicht zu überlasten, sollten diese zudem konsequent auch nur in Teilzeit eingesetzt werden, etwa bei den Abitur-Korrekturen.

Doch damit Forderungen erfüllt werden könnten, bräuchte es deutlich mehr Lehrkräfte. Rund 12.000 neue Lehrerinnen und Lehrer bräuchte es nach Einschätzung des Verbands in den nächsten sieben Jahren allein dafür, um die steigende Schülerzahl und Pensionierung von Aktiven auszugleichen. 

Lehramtsstudium ohne NC? Verband dafür

Die Zugangsbeschränkungen zum Lehramtsstudium mit Numerus Clausus sollten vor diesem Hintergrund allesamt gestrichen werden, forderte Rabbow. Ein Mentoringsystem für die Studierenden könne zudem helfen, die Abbrecherquote zu senken.

Nach Angaben des Kultusministeriums wächst die Schülerzahl in Niedersachsen von rund 898.000 in diesem Schuljahr bis 2034 auf mehr als eine Million an. Obwohl in diesem Jahr voraussichtlich 772 Lehrkräfte mehr eingestellt werden als aus dem Dienst ausscheiden, sei der Fachkräftemangel damit noch „längst nicht gebannt“, räumte Ministerin Hamburg vergangene Woche ein.