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Trend und Style Trend und Style: Sind Männer mit Dutt sexy?

Von Annika Leister 03.02.2014, 10:34

Es gab eine Zeit, da war der Dutt ein rein weibliches Phänomen, bestimmt für betagte Bibliothekarinnen, die bösartig „Pscht!“ zischen, und strenge Erzieherinnen im Stile eines Fräulein Rottenmeyer. Mit Schönheit und Erotik verband man das Haarknäuel am Hinterkopf damals zuallerletzt.

Inzwischen hat sich der Dutt zu einer Unisex-Frisur entwickelt, wie es in den 80er-Jahren schon der Vokuhila mit einer modisch gewagten Kombination aus Länge und Kürze schaffte. Bewohnerinnen der Großstadt pflanzen den Dutt nun plakativ wie eine gestutzte Palme auf die Schädeldecke. Brad Pitt und Joaquin Phoenix tragen Haarknäuel bei Filmpremieren. Jared Leto holte sich Mitte Januar seinen Golden Globe mit Dutt ab. Warum aber zieht es in letzter Zeit auch immer mehr Männer hin zum Haarknäuel?

Der erste – und ein im Alltag nicht zu unterschätzender – Grund ist: reiner Pragmatismus. Auch wer lange Haare hat, will einmal essen können, ohne Strähnen zu kauen oder eine Zigarette im Wind rauchen, ohne der Gefahr spontaner Selbstentzündung zu unterliegen.

Auf dem roten Teppich aber verfolgt der Dutt-Träger ein anderes Ziel: Er möchte eben diesen Pragmatismus vortäuschen. Er wurde von Stylisten beraten, hat stundenlang vorm Spiegel gestanden und den Anzug dreimal gebürstet – doch beim Aussteigen aus der schwarzen Limousine lugt ein kleiner Haarknuddel über dem Hemdkragen hervor, leicht verzottelt, mühsam auf ungekämmt getrimmt. „Mein Aussehen ist mir ganz egal“, sagt allein dieser Knödel über seinen Besitzer aus. „Ich bin einfach so natürlich schön.“ Da lügt der Knödel, das ist klar. Aber was soll’s – mit den männlichen Trägern hat der Dutt immerhin eine nie gedachte Stufe des Sexappeals erreicht.