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Holocaust-Überlebende Kondolenzbuch für Friedländer länger - Flaggen auf halbmast

Am Donnerstag wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer auf dem jüdischen Friedhof Weißensee beerdigt. Die Stadt zeigt ihre Trauer auf besondere Weise.

Von dpa Aktualisiert: 14.05.2025, 17:29
Margot Friedländer starb am vergangenen Freitag im Alter von 103 Jahren (Archivbild)
Margot Friedländer starb am vergangenen Freitag im Alter von 103 Jahren (Archivbild) Sebastian Gollnow/dpa

Berlin - Das Kondolenzbuch für die am 9. Mai gestorbene Holocaust-Überlebende Margot Friedländer im Roten Rathaus in Berlin liegt eine Woche länger aus als geplant. Bürgerinnen und Bürgern können sich nun bis zum 23. Mai dort eintragen und ihre Trauer bekunden, wie die Senatskanzlei mitteilte. Man reagiere damit auf das große Interesse der Menschen, Anteilnahme zu zeigen. Das Kondolenzbuch liegt seit Dienstag aus und sollte eigentlich an diesem Freitagabend geschlossen werden.

Anlässlich der Beisetzung von Friedländer wehen die Flaggen am Donnerstag auf halbmast. Für alle Behörden und Gebäude des Landes Berlin wurde Trauerbeflaggung angeordnet, wie die Innenverwaltung mitteilte. 

Steinmeier bei Beisetzung 

Die Beisetzung der Berliner Ehrenbürgerin ist im engsten Freundeskreis und mit geladenen Gästen auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee geplant. Erwartet werden unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Friedrich Merz und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (beide CDU).  

Aus dem Anlass gilt am Donnerstag eine hohe Sicherheitsstufe. Die Polizei wird mit vielen Einsatzkräften unterwegs sein zum Schutz der Beisetzung und einzelner hochrangiger Personen, wie eine Polizeisprecherin sagte. 

Engagement gegen das Vergessen  

Margot Friedländer war am vergangenen Freitag im Alter von 103 Jahren gestorben. Als Jüdin war sie in der NS-Zeit ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte sie in die USA, kam aber im hohen Alter zurück in ihre Heimat Berlin. Seither setzte sie sich bei zahlreichen Veranstaltungen etwa an Schulen für Menschlichkeit und Demokratie, gegen das Vergessen der NS-Verbrechen und gegen Hass ein.

Platz nach Friedländer benennen

Aus Charlottenburg-Wilmersdorf kommt der Vorschlag, einen Platz in der Nähe des Kurfürstendamms nach Friedländer zu benennen. Die Fraktionen von CDU und Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung schlagen einen solchen Schritt in einem Dringlichkeitsantrag vor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuerst hatte die „Berliner Zeitung“ darüber berichtet.

Das Bezirksamt wird darin aufgefordert, sich beim Senat dafür einzusetzen, eine bisher namenlose Fläche entlang oder in unmittelbarer Umgebung des Kurfürstendamms als Margot-Friedländer-Platz zu benennen. Der Berliner Senat solle um „Zustimmung und Koordinierung“ gebeten werden, heißt es im Antrag.

Senat reagiert zurückhaltend 

Auf dpa-Anfrage teilte Senatssprecherin Christine Richter zu dem Vorstoß mit: „Der Regierende Bürgermeister und der Berliner Senat nehmen sich jetzt die Zeit zur Trauer und zum Gedenken an Margot Friedländer. Es ist nach der Trauerzeit selbstverständlich, dass sich der Senat Gedanken über ein würdiges Erinnern an Margot Friedländer macht – also auch über einen Ort, der die Erinnerung und ihre Mahnungen, die Geschichte niemals zu vergessen, wachhält.“

Benennung in einem Jahr? 

Nach den Vorstellungen der Fraktionen von CDU und Grünen, die im Bezirksparlament eine Art Koalition bilden, soll die Benennung zum ersten Todestag Friedländers am 9. Mai 2026 erfolgen - abweichend von der üblichen Praxis in solchen Fällen. Denn laut Berliner Straßengesetz und seinen Ausführungsbestimmungen dürfen Straßen normalerweise erst fünf Jahre nach dem Tod einer Person nach ihr benannt werden.

Als Überlebende der Schoa habe sich Friedländer bis zuletzt für Versöhnung und Toleranz und gegen das Vergessen engagiert, heißt es in der Begründung für den Antrag. „Durch die Benennung eines Platzes soll ihr Name, ihr Leben und ihr Wirken im Gedächtnis der Öffentlichkeit manifestiert werden.“