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  5. Tragödie in Skegness: Zweijähriger tot neben verstorbenem Vater gefunden

Jahreswechsel Kleinkind stirbt Hungertod - neben seinem toten Vater

Der Körper eines Zweijährigen wurde am 9. Januar 2024 neben seinem toten Vater in Skegness, Lincolnshire in England gefunden. Bereits eine Woche zuvor schlug eine Sozialarbeiterin bei der Polizei Alarm. Wie es zu dem Vorfall kommen konnte.

Von DUR/acs 18.01.2024, 12:40
Ein zweijähriger Junge starb in Skegness, Lincolnshire, England. Er wurde neben seinem toten Vater gefunden.
Ein zweijähriger Junge starb in Skegness, Lincolnshire, England. Er wurde neben seinem toten Vater gefunden. Symbolfoto: dpa | Fernando Gutierrez-Juarez

Skegness, Lincolnshire, England. - Am 9. Januar wurde ein totes Kleinkind in Skegness, Lincolnshire in England gefunden. Laut Medienberichten lag der Körper des Zweijährigen eingerollt neben seinem toten Vater. Offenbar ist der kleine Junge dehydriert und verhungert, nachdem sein Vater sich nicht mehr um ihn kümmern konnte. Berichten zufolge starb der Vater des Kindes vermutlich am 29. Dezember an einem Herzinfarkt. Der 60-Jährige soll bereits seit Monaten krank gewesen sein. 

Zweijähriger stirbt in England - totes Kind neben verstorbenem Vater gefunden

Das letzte Lebenszeichen von Bronson Battersby und seinem Vater Kenneth Battersby gab es laut übereinstimmenden Berichten am 27. Dezember 2023. Nachdem die beiden einen Freund am 2. Weihnachtstag besucht hatten, schickte der Vater offenbar eine SMS mit den Worten: "Vielen Dank für die Fürsorge, das bedeutet mir und Bronson die Welt." Auch zu einer Sozialarbeiterin hatte der 60-Jährige an diesem Tag noch Kontakt, ein Hausbesuch wurde arrangiert. Das berichtet das Lincolnshire County Council.

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Die Sozialarbeiterin besuchte Vater und Sohn im Rahmen von behördlich angeordneten, wöchentlichen Besuchen demnach am 2. Januar. Der Zweijährige wurde zuvor als gefährdet eingestuft, berichtet The Sun.

Sozialarbeiterin besucht Familie Battersby nach Neujahr - keiner öffnet die Tür

Als niemand die Tür öffnete, versucht sie, das Kind an anderen Adressen anzutreffen. Schließlich rief sie die Polizei an.

Am 4. Januar, zwei Tage später, versuchte es die Sozialarbeiterin noch einmal bei den Battersbys. Als wieder keiner die Tür öffnete, rief sie laut Lincolnshire County Council erneut die Polizei an. Wieder erhielt sie keine Antwort von den Behörden.

Fünf Tage später, am 9. Januar, besorgte sich die Sozialarbeiterin einen Schlüssel von der Vermieterin und betrat das Haus. Dort machte sie die schreckliche Entdeckung: "Sie fanden Bronson eingekuschelt an den Beinen seines Vaters - er wurde im Dunkeln zurückgelassen und muss furchtbare Angst gehabt haben", so ein Familienfreund gegenüber der Sun.

Nachbarin glaubt, Zweijähriger hat vor seinem Tod nach seinem Vater gerufen

Berichten zufolge glaubt eine Nachbarin, sie habe den kleinen Jungen in den frühen Morgenstunden des Neujahrstags nach seinem "Papa" rufen gehört. Das berichtet MailOnline. Die Vermieterin des Hauses sagte: "Eine der Mieterinnen über Kenny hat uns am Wochenende berichtet, dass sie Bronson früh am Neujahrstag nach seinem Vater rufen gehört hat."

"Sie sagte, sie habe einen kleinen Jungen wiederholt 'Papa' sagen hören, als ob er versuchen würde, ihn aufzuwecken. Das war gegen 4 Uhr morgens", berichtet die Vermieterin. "Es gab auch ein Klappern von Töpfen und Pfannen in der Küche zur gleichen Zeit. Wir denken, das könnte Skylar der Hund gewesen sein, der nach Essen suchte." Die Mieterin hätte danach nichts mehr gehört.

Nach Tod von Zweijährigem in Skegness: Mutter erhebt schwere Vorwürfe

Die Mutter von Bronson Battersby erhebt laut Medienberichten derweil schwere Vorwürfe gegenüber den Behörden: "Wenn die Sozialdienste ihre Arbeit getan hätten, wäre Bronson noch am Leben. Aber sie haben nichts unternommen," sagte sie der Sun.

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"Ich kann es nicht fassen. Sie können nicht davonkommen. Wir müssen uns auf Sozialarbeiter verlassen können, um unsere Kinder sicher zu halten", so die Mutter. 

Lincolnshire, England: Geschäftsführerin des Children's Services meldet sich zu Wort

Die Geschäftsführerin des Children's Services, Heather Sandy, sagte: "Niemand hatte damit gerechnet, dass es Kenneth schlecht gehen und er sterben würde, und so ist dieser Fall tatsächlich eine erhebliche Tragödie.“

Gegenüber World at One von BBC Radio 4 sagte Sandy: „Es ist eine Tragödie, dass Kenneth an einem Herzinfarkt gestorben ist." Sie erklärt: "Er war allein zu Hause bei Bronson und das bedeutete, dass es niemanden mehr gab, der sich um Bronson kümmern konnte, und leider ist auch Bronson verstorben.“

Sie fügt hinzu: „Das ist absolut verheerend für uns und noch viel verheerender für die Familie, und unsere Gedanken sind bei ihnen.“

Polizei in Lincolnshire ordnet Untersuchung an

Die Polizei in Lincolnshire gibt an, am 9. Januar gegen 15:25 Uhr auf die Todesfälle eines 60-jährigen Mannes und eines zweijährigen Kindes in einem Anwesen in Skegness aufmerksam gemacht worden zu sein. Demnach heißt es: "Untersuchungen wurden durchgeführt, und die Todesfälle werden nicht als verdächtig behandelt."

Der Lincolnshire County Council hat am 17. Januar eine Überprüfung der Umstände rund um den Tod des Kindes eingeleitet. Zwei Tage zuvor hatte das Lincolnshire County Council das nationale Child Safeguarding Practice Review Panel auf den Vorfall aufmerksam gemacht, mit der Bitte um sofortige Untersuchung.

Die Lincolnshire Polizei gab an, den Vorfall an die Polizeiaufsichtsbehörde, das Independent Office for Police Conduct (IOPC), weitergeleitet zu haben. Die Behörde prüft nun, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen.

In einer Erklärung der Lincolnshire Polizei heißt es: "Die genauen Handlungen der beteiligten Organisationen werden in einer bevorstehenden Überprüfung analysiert, und zu diesem Zeitpunkt wäre es unangemessen, sie weiter zu kommentieren."

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Weiter heißt es: "Im Rahmen der Standardverfahren haben wir den Vorfall an das IOPC weitergeleitet, als Ergebnis eines Todesfalls oder einer schweren Verletzung nach polizeilicher Beteiligung." Das IOPC bestätigte, eine Überweisung erhalten zu haben, und "bewertet sie, um festzustellen, welche weiteren Maßnahmen von uns erforderlich sind".

Abgeordnete für Boston und Skegness meldet sich zu Tod von Bronson und Kenneth Battersby zu Wort: "Schrecklich, davon zu lesen"

Der konservative Abgeordnete für Boston und Skegness, Matt Warman, meldete sich zu dem Vorfall in einem Statement: "Es ist schrecklich, davon zu lesen... Es zeigt echte Versäumnisse der Behörden auf, bei denen wir herausfinden müssen, wie das passieren konnte und was schief gelaufen ist. Das breitere Problem hier ist jedoch auch eine viel menschlichere Geschichte des Sich-Kümmerns um die Nachbarn ... "

"Einige davon sind ein einfaches systemisches Versagen, das wir angehen müssen. Einige davon sind auch, wie gesagt, eine viel menschlichere Geschichte. Und die sollten nicht getrennt werden. Wir sollten nicht so tun, als wären sie nicht miteinander verbunden."

"Es gab offensichtliche große Risiken, auf die Menschen hätten achten sollen... Es ist genauso sehr ein systemisches Problem wie ein individuelles... Es geht nicht nur um Sozialarbeiter. Es geht um Gemeinschaften und Nachbarn und darum, herauszufinden, wann es angebracht ist, zu überprüfen, ob die Person, die Sie kennen, vielleicht nicht in Ordnung ist."