Altlasten im Meer Toxikologe mahnt rasche Bergung von Munition aus Ostsee an
In der Ostsee liegt noch massiv Munition aus dem Weltkrieg. Patronen, Granaten und Bomben rosten vor sich hin. Spuren von TNT wurden in Muscheln und Fischen nachgewiesen. Wie gefährlich ist das?

Kiel - Der Toxikologe Edmund Maser hat eine rasche Bergung der Munitionsaltlasten aus der Ostsee angemahnt. „Wir müssen uns beeilen“, sagte der Direktor des Instituts für Toxikologie und Pharmakologie für Naturwissenschaftler der Kieler Christian-Albrechts-Universität vor dem Umweltausschuss des Landtags. Dort ging es am Nachmittag um das Sofortprogramm des Bundes zur Bergung von Kampfstoffen. Dafür stehen 100 Millionen Euro bereit.
„Explosivstoffe aus versenkter Kriegsmunition sind nicht nur toxisch, sondern auch krebserregend“, sagte Maser. TNT beispielsweise sei mittlerweile in Muscheln und in Fisch nachgewiesen worden. „Im Moment haben wir noch keine Gefahr für den Menschen, aber die Ökologie und Diversität, die ist gefährdet.“ Es gebe aber noch erheblichen Forschungsbedarf.
Verzehr unbedenklich
Maser stellte jedoch klar, dass der Verzehr sowohl von Fischen als auch Muscheln aus der Ostsee weiter unbedenklich sei. Er verwies dazu auf Untersuchungen an Fischen, die in der Nordsee in Wracknähe gefangen wurden, wo TNT freigesetzt wird.
„Von diesem Fisch am Wrack könnten wir theoretisch jeden Tag 500 Gramm essen“, sagte Maser. Das sei aber natürlich unrealistisch. „Niemand isst von diesem Schiffswrack ein Pfund Fisch sein Leben lang.“ Bei Flundern sei das Ergebnis ähnlich. „Hier kann man sogar 700 Gramm jeden Tag essen.“
Unterm Strich gebe es derzeit noch keine Gefahr für den Menschen, sagte Maser. „Wir können Fische und Muscheln aus Nord- und Ostsee essen. Es ist noch nichts passiert. Aber wir müssen wachsam sein.“
Gefahr für Meeresökologie
Maser warnte jedoch vor einer Gefährdung der Meeresökologie durch die chronischen Belastungen des Meeres durch Weltkriegsmunition, Mikroplastik und andere Stoffe. „Wir sehen nämlich das Problem, dass die Metallgehäuse der Munitionskörper, also Minen, Seebomben oder auch Luftbomben, dass die Metallgehäuse durchrosten und ihren giftigen Inhaltsstoff freigeben.“ TNT sei krebserregend.
Für die deutsche Nord- und Ostsee wird eine Menge von rund 1,6 Millionen Tonnen Munition angenommen.