Staatsanwaltschaft Hannover Toter Junge: nur noch eine Jugendamtsbeschäftigte im Visier

Hannover - Im Fall des getöteten Vierjährigen aus Barsinghausen ermittelt die Staatsanwaltschaft nur noch gegen eine Mitarbeiterin des Jugendamtes Hannover. Das Verfahren gegen eine zweite Jugendamtsmitarbeiterin sei eingestellt worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover am Dienstag. „Ihr konnte kein strafbares Handeln nachgewiesen werden.“ Im Juli war bekanntgeworden, dass dem städtischen Jugendamt Hinweise auf die Misshandlung des Vierjährigen und seiner Schwester vorgelegen haben sollen.
Bei den Ermittlungen geht es um den Verdacht auf Körperverletzung im Amt durch Unterlassen. Die Staatsanwaltschaft prüft nach eigenen Angaben, warum Hinweise auf eine mögliche Misshandlung der beiden Kinder nicht an das zuständige Regionsjugendamt weitergeleitet wurden. Barsinghausen liegt in der Region Hannover.
Seit Ende Juni müssen sich die 28-jährige Mutter des getöteten Vierjährigen und ihr 33 Jahre alter Lebensgefährte unter anderem wegen grausamen Mordes aus niedrigen Beweggründen vor dem Landgericht Hannover verantworten. Der Polin wird Mord durch Unterlassen vorgeworfen. Der Deutsche soll den Vierjährigen über einen längeren Zeitraum misshandelt, schikaniert, erniedrigt und schließlich zu Tode geschlagen haben. Der Prozess ist bis Dezember anberaumt.
Vorige Woche hatte die Ex-Frau des Angeklagten als Zeugin vor Gericht ausgesagt. Sie berichtete, dass auch sie und ihre Kinder von dem 33-Jährigen geschlagen worden seien, bis sie in ein Frauenhaus geflüchtet seien. Der Prozess wirft zudem die Frage auf, warum Nachbarn in dem Mehrfamilienhaus die Misshandlungen über Monate nicht bemerkt haben wollen. Laut einem Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ lebte eine Tante des Angeklagten im selben Haus.