Totenkult Totenkult: «Totenruhe, Totentruhe»

Kassel/dpa. - Die Bandbreite reicht vom einfachen Kartonsargbis zum edel glänzenden Designersarg: Särge aus vier Jahrhundertenstellt das Kasseler Museum für Sepulkralkultur (Totenkult) vomSonntag an (7. November) unter dem Motto «Totenruhe, Totentruhe» zurSchau. Ergänzt wird die Ausstellung in dem deutschlandweiteinzigartigen Museum mit Bildern und Stichen, die die Trauerritualeaus unterschiedlichen Jahrhunderten illustrieren. Die mehrere DutzendExponate werden bis zum 16. Januar gezeigt.
Die oft von Künstlern und Designern gestalteten Särge in derAusstellung spiegelten nicht den deutschen Bestattungsalltag wider,sagte Museumsdirektor Reiner Sörries. Zwar schmücke sich dieBestattungsbranche auf Fachmessen mit Designersärgen. Zugleichverteidige sie jedoch wie ein Kartell den traditionellenDurchschnittssarg. In der Praxis hätten sich die Särge in Deutschlandin den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert, meinte Sörries.Kunsthandwerkern mit ideenvoll gestalteten Särgen gelinge es nicht,im Markt Fuß zu fassen. Der deutschen Sargindustrie ihrerseitsmachten zunehmend Billigimporte aus Osteuropa Probleme.
Die ältesten Ausstellungsstücke stammen aus dem 17. Jahrhundert,als die Beisetzung in einem Sarg in Deutschland langsam üblich wurde.Selbst bis ins 19. Jahrhundert wurde die ärmere Bevölkerung weiterohne Sarg bestattet: In einem Klappsarg, einer so genanntenAusschütttruhe, wurden die weniger betuchten Toten auf den Friedhofgetragen und fielen dann über eine bewegliche Klappe ins Grab. Jenach Stand und Einkommen waren die Särge schon damals unterschiedlichaufwendig gearbeitet: Ein schmuckvoller Zink- oder Bleisarg für dieBeisetzung in einer Familiengruft etwa kostete im 19. Jahrhundertrund 650 Mark, ein einfacher Fichtensarg 13 Mark.
Während ein farbig gestalteter Sarg aus Ghana in Form einesFisches in der Ausstellung fast fröhlich wirkt, ist der aus der Ex-DDR stammende Spanplattensarg rein funktionell. Er war zurFeuerbestattung bestimmt. Das Sargmodell des DesignersLuigi Colani besticht in der Schau nicht nur mit seinemstromlinienförmigen Äußeren: Im Innern ist die letzte Ruhestätte miteinem kuschelig weichen Mumienschlafsack ausgestattet.