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Tiere Tiere: Wenn der Hund zum Tanz bittet

Von Torsten Hilscher 19.09.2010, 10:33
Mica Köppel und ihre Labradorhunde Luna (oben) und Muca (unten) zeigen am Samstag auf der Heimtiermesse in Dresden beim Dog Dancing ihr Können. (FOTO: DAPD)
Mica Köppel und ihre Labradorhunde Luna (oben) und Muca (unten) zeigen am Samstag auf der Heimtiermesse in Dresden beim Dog Dancing ihr Können. (FOTO: DAPD) dapd

Dresden/dapd. - Dogdance heißtdie neue Trendsportart. Sie kommt aus den USA und findet auch inDeutschland immer mehr Anhänger. Das aktuellste Turnier hat amFreitag in Dresden begonnen. Bis zum Sonntag tanzen in derLandeshauptstadt Fiffi und Co.

Mica Köppel ist in der Bundesrepublik so etwas wie die Nestorinvon Dogdance oder auch Dogdancing. Als Hundetrainerin führt sie imtiefen Bayern, in Zusmarshausen, eine Hundeschule. Neben demklassischen Benimm wird den Vierbeinern dort auch Dogdancebeigebracht. In Dresden ist Köppel die Chefin der Jury.

Gebucht worden ist sie von Anne Frank, Geschäftsführerin desVeranstalters TMS, der für die Heimtiermesse in Dresdenverantwortlich zeichnet, während der das Turnier stattfindet. Frankhat selbst Hunde. Die tanzen zwar noch nicht - über den Sport weißFrank dennoch bestens Bescheid: «Genau genommen ist DogdancingArtistik», sagt sie. Dem Hund würden Kunststückchen beigebracht, dieer dann möglichst harmonisch mit seinem Menschen bei Musik ausführt.«Das ist im Grunde wie spielen.»

Tierschützer sehen das anders. Als vor einem Monat ein ähnlichesTanzturnier mit Hunden in Leipzig veranstaltet wurde, klebte einebekannte Tierschutzorganisation Plakate mit Hunden, die optisch sozurechtgemacht wurden, dass sie an Adolf Hitler erinnerten. Darunterstand «Rassenhass». Zwar ist zu Dogdance bei der Organisationinzwischen nicht einmal mehr ein Hinweis auf der Internetseitevermerkt. Tief getroffen hat es den Veranstalter dennoch.

«Dogdancing ist nichts anderes, als dass man sich stundenlang mitden Tieren beschäftigt», sagt Anne Frank. «Da wird kein Tiergequält. Wenn meine Hunde keine Lust mehr haben - sei es aufSpielen, Rennen oder Spazierengehen - dann machen sie es einfachnicht, dann legen die sich hin. Ich weiß, wovon ich rede.» Ähnlichsei es beim Tanzen. Immerhin würden die Hunde bei diesem Sport etwastun und gerade nicht in Käfigen hocken.

Das unterstreicht auch Trainerin Köppel: «Das ist überhaupt keineTierquälerei. Ein Hund braucht Aufgaben. In der Natur als Wolf wardas ,Futter besorgen’ oder ,Revier sichern’.» Das hätte der Menschihm genommen. Daher gehe es jetzt darum, ein solches privatgehaltenes Tier zu beschäftigen. «Denn nur Liebsein - das istTierquälerei.» Beim Tanzen tue der Hund alles freiwillig. Es macheihm Spaß. Keinesfalls werde er an der Leine gezogen.

«Dogdancing trainiert man nach einem klaren Muster: Der Halterschaut, für welche Tricks sein Schützling geeignet ist.» Einer könnebesser rückwärtsgehen, der andere Hund krieche oder rolle gut.Andere wiederum seien beim Seitwärtsschritten prima. «Zu diesenElementen sucht der Halter eine passende Musik», sagt Köppel, dieselbst Frauchen von acht Hunden ist. «Die Elemente, die Wuffi nunvorführt, versucht der Mensch nachzumachen, rhythmisch mit derMusik, was wiederum den Hund zur Anpassung animiert.»

Besonders auf den Dresdner Wettbewerb gefreut hat sich ClaudiaHollm aus Rathenow. Die Chefin des Vereins Tiertafel Deutschlandsitzt neben Köppel in der Jury. Hollm weiß aus der alltäglichenArbeit, wie es ist, wenn bedürftige oder alte Menschen sich nichtmehr mit ihren Hunden beschäftigen können. «Dogdance ist sehr, sehrspannend», sagt sie. «Es ist aktive Arbeit mit dem Hund. Die Tierehaben einen Riesenspaß daran.»

Das Siegerpaar des Dresdner Ausscheids soll im Mai in Dortmundzum Bundeswettbewerb anreisen dürfen. Inzwischen plant Frank auchein Turnier in Berlin. Beliebt ist Dogdance übrigens vor allem beiFrauen. Grund: Der Hunde-Tanzpartner tritt ihnen so gut wie nie aufden Fuß. Und wenn doch, tut es nicht weh.