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Tiere Tiere: «Skippi» bezahlt Ausflug in die Freiheit mit dem Leben

Von Gisela Mackensen 29.08.2007, 15:29
Känguru Skippi sitzt bei Ungerhausen (Schwaben) in einer Böschung. (Foto: dpa)
Känguru Skippi sitzt bei Ungerhausen (Schwaben) in einer Böschung. (Foto: dpa) dpa

Bad Wurzach/dpa. - «Wir sind sehr traurig, aber auchfroh, dass wir "Skippi" noch einmal gesehen haben», sagte am Mittwochdie Besitzerin Gerda Leichtle. Sie betreibt zusammen mit ihrem MannAnton den Tierpark «Alpakahof» in Bad Wurzach in Baden-Württemberg.

Nach drei Wochen Zittern und Zagen war «Skippi» in einem Maisfeldentdeckt und von einem Landarbeiter festgehalten worden. Dasdreijährige Känguru-Männchen ist an inneren Verletzungen verendet,die vom Zusammenprall mit einem Auto stammten. Am vergangenenDonnerstagabend war «Skippi» bei Leutkirch angefahren worden. Nachder glücklichen Rückkehr hatte ein Tierarzt zunächst nurHautabschürfungen am linken Bein feststellen können.

Dass «Skippi» innere Blessuren davongetragen hatte, konnte niemandahnen, meinte Gerda Leichtle. «Das hat man ja nicht sehen können»,sagte sie betrübt. Am Bein sei durch Röntgen eine Bänderüberdehnungdiagnostiziert worden. Als das Känguru nicht mehr fraß und trank,musste sie das Schlimmste befürchten.

Die Besitzerin versicherte jedoch: «"Skippi" wird weiterleben.»Sie tröste sich mit dem Gedanken, dass ihr Mann bereits begonnenhabe, einen Nachfolger für den Ausreißer zu finden, der am 5. Augustaus einem Gehege ausgebüxt war. Seither hatte das Tier das ganzewürttembergische Allgäu in Atem gehalten. Mit der Ruhe auf dem«Alpakahof» war es vorbei. Wenn es irgendwo gesichtet worden war,rasten die Besitzer mit dem Auto an die angegebene Stelle. DiePolizei half beim Suchen, ebenso viele Anwohner.

Doch das Känguru konnte immer wieder im letzten Moment entkommen.Selbst eine mehrstündige nächtliche Suchaktion nach der Kollision mitdem Auto blieb erfolglos. Dabei hatte das Tier kurze Zeit leichtbenommen im Straßengraben gesessen, sich dann aber wiederaufgerappelt und erneut die Flucht ergriffen. Die zahlreichenMaisfelder der Gegend boten ein ideales Versteck.

Anton Leichtle hatte für die Suchaktionen schon einen Tierarzteingespannt, der «Skippi» mit einem Schuss leicht betäuben sollte,damit er nicht wieder entwischt. Doch das Tier wollte offenbar seineFreiheit noch etwas genießen. Als es dann endlich wieder auf dem«Alpakahof» war und sich im Heu ausruhte, hatte es noch soausgesehen, als habe «Skippi» sein Abenteuer im Großen und Ganzenunbeschadet überstanden. Gerührt hatte Leichtle von der großenHilfsbereitschaft der Bevölkerung und der öffentlichen Anteilnahme an«Skippis» Schicksal berichtet. Erleichtert konnte er einer Gruppe vonSchulkindern absagen, die in wenigen Tagen eine neue Suchaktionorganisieren wollten.

Der Besitzer ist überzeugt, dass das einzige Känguru unter denrund 450 Tieren des Parks weggelaufen war, weil es sich einsamgefühlt hatte. «Er ist halt ein junger Bursche», sagte er. Damit der«Skippi»-Nachfolger nicht ebenfalls auf dumme Gedanken kommt, soll ermöglichst bald Damen-Gesellschaft bekommen. Die bereits bestelltendrei Känguru-Weibchen, die eigentlich für den Ausreißer gedachtwaren, sollen schnell in dem Tierpark Einzug halten.