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Tiere Tiere: «Pavian-Krieg» am Kap

Von Ralf E. Krüger 22.06.2004, 08:03
Paviane (Foto: dpa)
Paviane (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Johannesburg/dpa. - An Afrikas Südspitze ist der Affe los.Überfallartig machen sich dort vagabundierende Pavian-Horden überWohnungen und geparkte Autos her, plündern blitzschnell Kühlschränkeund Proviantpakete, öffnen Flaschen und Pakete. Wenn die Eigentümerdie randalierenden Eindringlinge entdecken, ist es meist schon zuspät. Zurück bleiben oft Urinflecken oder stinkender Unrat, zerfetzteKleider, Decken und Verpackungen. Kaum etwas ist vor den Affenhordensicher. Obwohl in der Region rund um Kapstadt eigens angestellteWachmänner vielerorts die Paviane verscheuchen, kommt es dortregelmäßig zu eskalierenden Konflikten zwischen Mensch und Tier.

In diesem Jahr ist es der Küstenort Pringle Bay, der fürSchlagzeilen sorgt. Seit es eine Affenbande dort zu bunt treibt,blasen aufgebrachte Einwohner zur gnadenlosen Jagd. Einige von ihnenmachten mit der Waffe in der Hand mobil. Vom «Pavian-Krieg» sprichtseither Johannesburgs auflagenstarke Zeitung «The Star», die eineAnwohnerin mit einer Gummi-Schleuder in der Hand auf der Pirschzeigte.

Das Fernsehen zeigte die Opfer dieses Krieges: ein angeschossenesPavian-Weibchen, das apathisch auf einem Operationstisch liegt, einverwüstetes Schlafzimmer, dessen Bewohner einem Nervenzusammenbruchnahe sind. Selbst schwere Schiebetüren waren kein Problem für diePaviane, die auch vor Kindergärten nicht Halt machen.

Die Umweltschützer bedauern derartige Vorfälle, rufen aber zurMäßigung auf und geben Verhaltensmaßnahmen. Sie weisen darauf hin,dass Pringle Bays Bewohner immerhin in einem Naturschutzgebietwohnen. Und auch unter Affen habe es sich herum gesprochen, dass dieimmer zahlreicher aus dem Boden sprießenden Häuser vollerkalorienreicher Nahrung sind. «Paviane spielen eine wichtigeökologische Rolle und sollten sich frei in der Siedlung bewegenkönnen. Mit ein wenig Mühe können die Leute mit der Natur leben»,erklärte Naturschützer Craig Spencer örtlichen Journalisten.

Er steht damit im Gegensatz zu Tierschutz-Kollegen, die angesichtszunehmender Zwischenfälle vergangenes Jahr sogar das begrenzte Tötenvon Pavianen befürworteten und damit eine landesweite Kontroverseausgelöst hatten. Auslöser war der Überfall auf eine Siebenjährige imEsszimmer ihres Elternhauses im Ort Arboretum. Ein großer Affe hattesich auf das Mädchen gestürzt, es gebissen, gekratzt und versucht,ihm Essen zu entwenden. «Tatsache ist, dass ihre Zahl zunimmt und siedie Furcht vor den Menschen verlieren», hatte Kevin Green vomTierschutzverband KwaZulu-Natal Wildlife gewarnt. Dass Touristen oderauch Anwohner die Affen gelegentlich fütterten, macht das Problem nurnoch schlimmer.

Gewinner des «Pavian-Kriegs» im verschlafenen Küstenort PriggleBay sind die örtlichen Handwerker. 80 Prozent der Einwohnererklärten, sie wollten ihre Wohnungen nun mit Gittern, Alarmanlagenund anderen ausgefeilten technischen Raffinessen «Pavian-sicher»machen.