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Tiere Tiere: Aktivisten im Bärenkostüm gehen für «Bruno» durch den Wald

25.06.2006, 15:08
Zwei Models tragen T-Shirts mit den Aufdrucken «Mich kriegt ihr nie!» bzw. «Findet Bruno». (Foto: dpa)
Zwei Models tragen T-Shirts mit den Aufdrucken «Mich kriegt ihr nie!» bzw. «Findet Bruno». (Foto: dpa) dpa

Miesbach/Kufstein/dpa. - Zwei Wochen lang hatten finnische Experten mit ihren Hundenversucht, den Problembären zu fangen, jetzt soll er «wegen der großenGefahr für den Menschen» getötet werden, wie aus dem bayerischenUmweltministerium verlautete. Aus Protest gegen die Tötung wollensich Tierschützer als Bären verkleiden und durch die Wälder ziehen,um die Jagd auf «Bruno» zu erschweren.

Am Samstagnachmittag war «Bruno» mitten in der bayerischenUrlaubsregion bei Bayrischzell beim Bad in einem See gesehen worden.Drei Mountainbiker hätten ihn im Soinsee im Landkreis Miesbachbeobachtet, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums am Sonntag.

Die finnischen Bärenjäger sind nach zwei Wochen erfolgloserFangversuche, in der die Abschussgenehmigung ausgesetzt war, wiederabgereist. Da sich die Hoffnung nicht erfüllt habe, den Bären lebendzu fangen, sei er mit Wochenbeginn wieder zum Abschuss frei, sagteBayerns Umweltstaatssekretär Otmar Bernhard am Samstag in Kufstein(Österreich). Für das Wochenende galt, dass «Bruno» nur in einermöglichen Gefahrensituation getötet werden durfte. «Alle wissen, dasswir uns eine andere Entwicklung gewünscht hätten.» Es gebe aber keinevernünftige Fangmethode mehr.

Nach seinem Bad im Soinsee beobachteten drei Wanderer «Bruno» amSamstag, wie er ins Gebirge aufstieg. Die drei verfolgten ihn,woraufhin sich der Bär zu ihnen umdrehte und sie den Rückzugantraten. Gegen Abend riss der Bär in der Gegend ein Schaf. BayernsBärenbeauftragter Manfred Wölfl verurteilte das Verhalten dereMänner. «Den Bären zu verfolgen ist wie Bungee-Jumping ohne Seil».Grundsätzlich dürfe nichts getan werden, was den Bären provozierenkann. «Ruhig bleiben und dem Bären ausweichen» laute die Devise.

Am Freitag war der Bär bei Thiersee nahe Kufstein gesehen worden.Auch dort hatte er ein Schaf gerissen. «JJ1», wie der Bär offiziellheißt, streunt seit Mai durch die Alpenregion zwischen Bayern undÖsterreich, reißt Schafe und dringt in Hühnerställe ein.

In Tirol in Österreich gilt die Genehmigung zum Todesschuss vonMontag an, in Bayern wird die am Freitag erlassene Regelung amDienstag wirksam. Die Abschussgenehmigung umfasst das Gebiet nördlichdes Inns in Tirol sowie ein halbes Dutzend Landkreise im südlichenBayern. «Ich weiß, dass die Entscheidung unpopulär ist», räumteTirols Landesrat Anton Steixner mit Blick auf die Abschussgenehmigungein. Der Bär sei jedoch zur Gefahr für Menschen geworden. «Wenn einnormaler Bär sich wieder einmal nach Tirol verirrt, heißen wir ihnherzlich willkommen.»

Es soll aber keine aktive Jagd werden. «Wir wollen auf den Bärenwarten», sagte Bayerns Umweltstaatssekretär Bernhard. «Wirappellieren an die Jäger und an den Landesjagdverband, jetztmitzuhelfen, dass der Bär aus der Natur entfernt wird. Es ist nichtmehr die Frage, ob das ein netter Teddy ist.» Als flankierendeMaßnahme werde geprüft, ob Bärenteams aus erfahrenen Jägernzusammengestellt werden könnten. Diese könnten dann herbeigerufenwerden, wenn der Bär gesichtet werde. Dazu sei aber eine Reiherechtlicher Fragen zu klären.

Die fünf Finnen hatten «Bruno» mit ihren sechs Hunden zwei Wochenlang verfolgt. Die Bärentruppe war dabei 500 Kilometer zu Fuß ingebirgigem Gelände unterwegs und erklomm mehr als 10 000 Höhenmeter.Ursprünglich wollte ein Teil des Teams bis Montag bleiben. Jedochreisten alle Finnen bereits am Freitag ab. Menschen und Hunde seienvöllig erschöpft gewesen, sagte Steixner. «Der Einsatz war nicht nurextrem schwierig und körperlich anstrengend, sondern auchgefährlich», unterstrich Steixner. Die Kosten des Einsatzes von rund30 000 Euro teilen sich Bayern und Tirol.

Skizze eines T-Shirts mit dem Aufdruck «I love Bruno». (Foto: dpa)
Skizze eines T-Shirts mit dem Aufdruck «I love Bruno». (Foto: dpa)
dpa