1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Südosteuropäischer Raubfisch: Südosteuropäischer Raubfisch: Schwarzmund-Grundel bedroht heimische Arten

Südosteuropäischer Raubfisch Südosteuropäischer Raubfisch: Schwarzmund-Grundel bedroht heimische Arten

18.07.2016, 06:36
Angler Frank Kleinwächter hält in Düsseldorf eine Schwarzmundgrundel in der Hand.
Angler Frank Kleinwächter hält in Düsseldorf eine Schwarzmundgrundel in der Hand. dpa

Criewen - Ein aus Südosteuropa stammender Raubfisch breitet sich nun auch in der Oder immer mehr aus. Pro Jahr kommt die Schwarzmund-Grundel nach Erkenntnissen des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) 11,6 Kilometer in Richtung Süden voran. Mittlerweile seien erste Exemplare in der Nähe von Stützkow (Uckermark) gesichtet worden. „Wie es scheint, kommt die Grundel mit den Bedingungen in der Oder immer besser klar“, bestätigte auch der stellvertretende Leiter des Nationalparks Unteres Odertal, Michael Tautenhahn.

Auch in den Havel-Kanälen in der Nähe der Stadt Brandenburg wurden die ersten dieser aggressiven Einwanderer (Neozoen) entdeckt, wie Robert Wolf vom Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow ergänzte.

Natürschützer und Fischer in Sorge

Der etwa 15 bis 20 Zentimeter kleine Raubfisch stammt ursprünglich vom Schwarzen und Kaspischen Meer. Über Ballastwasser in Schiffen und durch den Bau des Main-Donau-Kanals gelangte der Neozon nach Mitteleuropa. Von dort besiedelte er unter anderem den Main sowie Rhein und Mosel.

Naturschützer und auch Fischer befürchten, dass der Raubfisch heimische Fischarten verdrängt. Grundproblem sei, dass die Grundeln - anders als heimische Fischarten - sich mehrmals im Jahr vermehren. Am Rhein holen Fischer und Angler fast nur noch Grundeln aus dem Wasser. Aufgrund ihrer Fortpflanzungsfreude gelten diese Fische als Nahrungs- und Raumkonkurrent für heimische Arten, wie Lars Dettmann vom Landesfischereiverband erläutert. Außerdem hätten sie sich als Feinschmecker entpuppt, die es auf den Kaviar anderer Fische abgesehen hätten, so Dettmann weiter. In Steinschüttungen entlang von Flüssen und Kanälen finde der aggressive Einwanderer nahezu ideale Lebensbedingungen.

Raubfisch auf der Liste der 100 „schlimmsten“ gebietsfremden Arten Europas

Gegen die Ausbreitung könne nicht viel getan werden, da die kleinen Raubfische als äußerst anpassungsfähig gelten, meinte Tautenhahn. Im Rhein tummeln sich mittlerweile fünf Grundelarten. Auch Salz- und Brackwasser kann ihnen nichts anhaben, so dass sie jetzt auch in der Ostsee zu finden sind. Mittlerweile ist der Raubfisch auf die Liste der 100 „schlimmsten“ gebietsfremden Arten Europas gekommen, deren Ausbreitung mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt wird.

Gern gesehen ist dagegen auf deutschen Tellern die aus China eingeschleppte Wollhandkrabbe. Problemlos verhält sich auch ein anderer Einwanderer - der Sommerbarsch. Er ist Ende des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika eingeführt und auch in der Oder ausgesetzt worden, berichtete Tautenhahn. Weil er aber zu klein blieb, konnte er die Erwartungen der Fischer nicht erfüllen und geriet in Vergessenheit. Eine kleine Population sei noch heute in der West-Oder bei Gryfino (Greifenhagen) zu finden, so Tautenhahn. (dpa)