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Filmgeschäft Studio Babelsberg legt Leitung in Hände von Aktionär

„Babylon Berlin“, „Bridge of Spies“ oder „Der Vorleser“: Viele erfolgreiche Serien und Filme sind im Studio Babelsberg entstanden. Im Studio hat künftig der Mehrheitseigentümer das Sagen. Das Studio sieht dennoch ein neues Kapitel, das Chancen eröffnet.

Von dpa Aktualisiert: 02.04.2023, 13:15

Potsdam - Die Filmproduktionsstätte Studio Babelsberg gibt ihre Leitung in die Hände des Mehrheitsaktionärs, der zu einer US-Gruppe gehört. Eine außerordentliche Hauptversammlung stimmte am Freitag mit großer Mehrheit für einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, wie die Studio Babelsberg AG am Samstag mitteilte. Das Studio Babelsberg ist nach eigenen Angaben das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt. Es gehört inzwischen zur Cinespace-Gruppe, einem internationalen Betreiber von Filmstudios.

Das Studio Babelsberg sieht trotz des Verlusts der Eigenständigkeit neue Chancen. Das Ziel sei, insbesondere die Marktposition im Bereich der Spielfilmproduktion in Kombination mit den Erfahrungen der Cinespace Studios im Bereich Streaming und Fernsehen zu nutzen, sagte der Co-Vorsitzende Andy Weltman. „Wir freuen uns auf dieses nächste Kapitel, in dem wir unsere Beziehungen zu lokalen deutschen Produktionen ausbauen und weiterhin ein führender internationaler Standort für Kreative in der TV- und Filmindustrie bleiben werden.“

Im Beherrschungsvertrag ist festgelegt, dass das Studio seine Leitung der Kino Bidco GmbH - der Eigentümerin - unterstellt. Diese ist eine 100-prozentige Tochterfirma der Cinespace Studios, die wiederum von Fondsgesellschaften der TPG Real Estate Partners (TREP) gehalten werden, einer Plattform für Immobilieninvestments. Kino Bidco kann dem Vorstand von Studio Babelsberg bindende Weisungen hinsichtlich der Leitung erteilen. Cinespace ist laut Studio Babelsberg zweitgrößter unabhängiger Studiobesitzer weltweit mit fast 100 Studios in den USA, Kanada und Europa und Produktionsmietern wie Apple, Amazon und Netflix.

Der Vertrag wird mit Eintragung in das Handelsregister des Amtsgerichts Potsdam wirksam. Die Aktionäre von Studio Babelsberg können ihre Aktien gegen eine Barabfindung von 3,65 Euro pro Aktie an die Kino Bidco veräußern.

Studio Babelsberg gilt als Wiege des deutschen Films. Zum Programm gehörten die deutschsprachige Serie „Babylon Berlin“ oder international erfolgreiche Spielfilme wie „Inglourious Basterds“ und „Bridge of Spies“.

Der Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) in Berlin, Michael Kunert, hat Bedenken: „Ich kann nach wie vor nicht erkennen, dass der Beherrschungsvertrag zum Wohle der Gesellschaft ist“, sagte Kunert. Studio Babelsberg verliere nach 111 Jahren seine Unabhängigkeit. Die Gesellschaft sei „von Wohl und Wehe der Amerikaner“ abhängig. Er hoffe, dass der Standort erhalten bleibe.

Die Brandenburger Landesregierung hofft auf Sicherheit: „Entscheidend ist für die Landesregierung, dass die rund 100 Arbeitsplätze am Standort Babelsberg erhalten bleiben“, sagte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD). „Gewinne sollten nicht nur abfließen, sondern auch in die Entwicklung der Studios gesteckt werden.“ Er setze auch darauf, dass die neuen Mehrheitsgesellschafter Synergien mit Cinespace nutzten und den Standort Babelsberg dauerhaft sicherten.