Olympische Spiele Streit um Olympia: Befürworter um Wegner kontern Kritik
Während die Stadt für Olympische Spiele wirbt, sammeln Gegner und Befürworter Unterschriften. Der Bürgermeister hofft auf einen „Investitionsbooster“. Auf welche Beteiligungsformate setzt Berlin?

Berlin - Mit einem Feuerwerk an Plädoyers konterten die Berliner Olympia-Planer die lauter werdende Kritik an einer Bewerbung und warben erneut mit spürbarer Leidenschaft für die Hauptstadt. Einen Tag nach der Pressekonferenz des Bündnisses NOlympia traten Politiker um den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, Wirtschaftsvertreter und Basketball-Olympiasiegerin Svenja Brunckhorst gemeinsam vor die Presse, um ihre Vision vom größten Sportereignis der Welt in Berlin zu verbreiten.
„Um die Spiele nach Deutschland zu holen, wird man an Berlin nicht vorbeikommen. Es ist für Berlin eine Riesenchance und wir starten ab Januar durch mit unserer Kampagne“, kündigte Wegner (CDU) an. Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) ergänzte: „Olympia ist eine Entscheidung für die Zukunft. Eine Entscheidung für eine zukunftsfähige Stadt. International hat man nur eine Chance mit Berlin.“
Immer wieder hoben die Beteiligten hervor, wie sehr auch die Bevölkerung und die teils marode Berliner Infrastruktur von solchen Spielen profitieren könnten. Die Sorge, dass ihnen die öffentliche Akzeptanz für das Unterfangen gerade entgleitet, dürfte bei den Planern durchaus akut sein.
Bürgerentscheide in Hamburg und NRW geplant
Berlin möchte sich um die Austragung der Olympischen und Paralympischen Spiele für 2036, 2040 oder 2044 bewerben und konkurriert mit München, Hamburg und der Region Rhein-Ruhr. Zuletzt hatte eine repräsentative Civey-Umfrage für Aufsehen gesorgt. Demnach sind 67 Prozent der Berliner gegen eine Olympia-Bewerbung.
München hat sich bereits in einem Bürgervotum mit einer klaren Mehrheit von 66,4 Prozent für die Spiele ausgesprochen. In Hamburg ist der Bürgerentscheid im Mai geplant, in NRW im April. In Berlin soll es kein Referendum geben. Der Senat verweist darauf, dass er von sich aus keinen Volksentscheid initiieren kann. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wird im Herbst den deutschen Bewerber auswählen.
Auf welche Beteiligungsformate setzt Berlin?
Berlin wolle alternative Beteiligungsformate anbieten, sagte der Olympia-Beauftragte Kaweh Niroomand. Der 72-Jährige nannte ein Kuratorium, das nahezu die gesamte Stadtgesellschaft abbilde, sowie ein ausgiebiges Beteiligungsverfahren von Fachleuten, das extern begleitet werden und stellvertretend sein soll. Man habe erfahren, dass auch solche Formate Punkte in der Bewertungsmatrix beim DOSB bekommen könnten.
Außerdem gebe es eine vom Landessportbund Berlin (LSB) initiierte Volksinitiative. Bis Weihnachten will man das Ziel von 20.000 Unterschriften erreicht haben, wie Präsident Thomas Härtel erklärte.
Wegner: „Investitionsbooster in unsere Stadt“
Die nachhaltige Entwicklung und Modernisierung der Hauptstadt sind für die Olympia-Planer das größte Ziel. „Das wird ein wahrlicher Investitionsbooster in unsere Stadt. Das wird ein Investitionsbooster für Ostdeutschland. In die Infrastruktur, in den öffentlichen Nahverkehr, Investitionen in den Wohnungsbau“, sagte Wegner.
Sportsenatorin Spranger erklärte, dass in Berlin bereits mehr als 90 Prozent der benötigten Wettkampfstätten existierten und versprach einen nachhaltigen Effekt für Breitensport, Schulsport und Leistungssport.
Harting unterstützt Olympiagegner
Einen Tag zuvor hatte das Bündnis NOlympia seine Kritik erneuert und mit Leichtathletik-Olympiasieger Christoph Harting einen prominenten Unterstützer für das Volksbegehren gegen die Bewerbung präsentiert. Anfang 2026 will man 20.000 Unterschriften sammeln, um anschließend das Volksbegehren zu starten, für das 174.000 Unterschriften notwendig sind.
Ein möglicher Volksentscheid könnte wohl frühestens 2027 stattfinden – also nach der Entscheidung des DOSB über eine deutsche Bewerberstadt. Es ist fraglich, ob die Dachorganisation sich diesem Risiko aussetzen würde, wenn Berlin nicht eine positive Grundstimmung in der Bevölkerung nachweisen kann.
Niroomand kontert Harting
Neben der fehlenden Kostenkalkulation kritisieren die Gegner die derzeitigen Sparmaßnahmen und Kürzungen in der Hauptstadt. Harting, Diskus-Olympiasieger von 2016 in Rio de Janeiro, sieht ein „moralisches Dilemma“ angesichts der Nachhaltigkeit vergangener Spiele.
Niroomand kritisierte, dass dieses Argument veraltet sei. „Das heißt, dieser frühere Athlet hat sich nicht die Mühe gemacht, sich mit der olympischen Agenda auseinanderzusetzen, hat sich nicht mit den Reformen auseinandergesetzt, hat sich nicht die Ergebnisse von Paris angeguckt und behauptet etwas“, konterte der 72-Jährige.
Konkrete Zahlen, wie viel die Ausrichtung der Spiele kosten würde, nannten die Olympia-Befürworter auch am Freitag nicht.
Spranger: Ja zu Olympia, nein zur Expo
Einer kolportierten Bewerbung um ein anderes Großevent erteilten Wegner und Spranger indes eine deutliche Absage. „Klare Frage, klare Antwort: Olympische und Paralympische Spiele, ja. Expo, nein“, sagte Spranger über die Weltausstellung 2035. Wegner ergänzte, die Entscheider über die nationale Olympia-Bewerbung hätten klargemacht: „Ein bunter Blumenstrauß an Veranstaltungen geht nicht. Ihr müsst euch priorisieren. Ihr müsst einen ganz klaren Schwerpunkt setzen.“