Straßenverkehr Straßenverkehr: Fassungslosigkeit nach Unfall mit vier Toten auf Rügen

Ralswiek/dpa. - Den bisherigen Ermittlungen zufolge hatte der Mann in einer langgezogenen Rechtskurve trotz Überholverbots und eines durchgezogenen weißen Strichs überholt und war mit hohem Tempo in das mit den vier Personen besetzte Auto gerast. «Die vier jungen Leute hatten keine Überlebenschance», sagte Polizeisprecher Ingolf Dinse. Die Straße war an dieser Stelle vollkommen unübersichtlich.
Die vier saßen noch alle angeschnallt in dem Auto, das durch diegroße Wucht des Aufpralls in den Straßengraben geschleudert worden war. Als die Helfer am Unfallort eintrafen, zeigte sich ihnen laut Dinse ein «riesengroßes Trümmerfeld von vielen Kleinteilen». Noch kann niemand sagen, mit welcher Geschwindigkeit die beiden Autos ineinander gerast sind. Es muss ein sehr hohes Tempo gewesen sein.
Der mutmaßliche Unfallverursacher erlitt den Angaben zufolge einen Beinbruch, konnte noch selbst aus dem schwarzen Cabriolet aussteigen und wurde dann in ein Krankenhaus eingeliefert. Bei ihm maß die Polizei einen Alkoholwert von mehr als 1,1 Promille, sagte Dinse. Mit diesem Wert sei er «absolut fahruntüchtig» gewesen.
Zunächst habe er bestritten, gefahren zu sein. Nach denErmittlungen von Polizei und Rechtsmedizinern könne aber nur er amSteuer gesessen haben. Er äußerte sich bislang nicht zumUnfallhergang und habe sich einen Anwalt genommen.
Nach Informationen des Senders NDR 1 Radio MV war der junge Mann,der aus einer auf der Insel angesehenen Familie stammt, alsrücksichtsloser Autofahrer bekannt. So zeigt sich auf Rügen neben derFassungslosigkeit auch Wut und Gereiztheit. «Viele Jugendliche könnennicht verwinden, dass ihre vier Freunde auf einmal weg sind», fasstPolizeisprecher Dinse die Situation zusammen. Möglicherweise müsseder Unfallverursacher zunächst geschützt werden, wenn er aus demKrankenhaus entlassen wird, sagte Dinse.
Mecklenburg-Vorpommern beklagt seit Jahren bezogen auf dieBevölkerungszahl die bundesweit höchste Zahl von Verkehrstoten. Dabeisind die 18 bis 24-Jährigen besonders oft Opfer. Doch die rechtlichenMittel, die besonders rücksichtslosen Draufgänger aus dem Verkehr zuziehen, sind begrenzt. Landesjustizminister Erwin Sellering (SPD) hatAnfang des Jahres eine Gesetzesinitiative Mecklenburg-Vorpommerns zurhärteren Bestrafung von Rasern angekündigt, auch wenn diese keinenUnfall verursacht haben.
Die Deutsche Verkehrswacht, deren Jahreshauptversammlung imOstseebad Kühlungsborn im Schatten des Unfalls auf Rügen stand,sprach sich für die rasche bundesweite Einführung des begleitetenFahrens für 17-Jährige aus. Damit ließen sich die hohen Unfallzahlenbei jungen Fahrern senken. Um die Führerschein-Inhaber zwischen 18und 24 Jahren besser disziplinieren zu können, wurde die Einführungvon Führerschein-Nachschulungen bei Verkehrsverstößen und derkurzfristige Führerscheinentzug gefordert. Dies würde mehr Wirkungzeigen als eine Geldstrafe.