1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. #StopYulin: #StopYulin: Millionen protestieren gegen Hundeschlachtfest in China

#StopYulin #StopYulin: Millionen protestieren gegen Hundeschlachtfest in China

Von Finn Mayer-Kukuk 17.06.2016, 13:27
Viele Millionen Menschen protestieren weltweit gegen das Hundefleisch-Festival in Yulin.
Viele Millionen Menschen protestieren weltweit gegen das Hundefleisch-Festival in Yulin. imago stock&people

Peking - Wenn er sich nur vorstellt, wie die Hunde geschlachtet werden, gerät Zhang Dong in Rage. „Es gibt viele Menschen in China, die dagegen sind, die das bekämpfen!“, ruft der 33-jährige Tierfreund. Zhang ist Sprecher des Vereins für den Schutz von Kleintieren, einer landesweiten Organisation, die Unterstützung von der Regierung erhält. „Hunde und Katzen sind die Freunde und Begleiter des Menschen. Wir können sie doch nicht essen!“

Am Montag beginnt in der südchinesischen Stadt Yulin der Alptraum von Tierliebhabern wie Zhang. Beim jährlichen „Litschi- und Hundefleischfest“ schlachten die Einheimischen über zehntausend Hunde. Einige der Tiere sind speziell für den Verzehr gezüchtet, andere auf der Straße aufgelesen. Während sich die Organisatoren bis vor wenigen Jahren noch ohne Widerstand auf chinesische Traditionen berufen konnten, wächst nun jedoch landesweit der Widerstand. Auch Zhangs Organisation hält eine Info-Veranstaltung und Demo ab - aus Angst vor Übergriffen allerdings in einer Nachbarstadt.

Freiwillige sammeln Unterschriften um das Fest verbieten zu lassen

Die Mitglieder des Kleintiervereins sind jedoch bei Weitem nicht allein. Über elf Millionen Unterschriften haben Freiwillige in den vergangenen Wochen für einen Antrag gesammelt, das Fest verbieten zu lassen. Derzeit kippt die Stimmung gegen Grausamkeit gegen Hunde – vor allem in den großen Städten. Immer mehr Chinesen halten Haustiere, und die jüngere Generation zeigt generell mehr Mitgefühl mit Tieren.

Die aktuelle Kritik richtet sich dabei weniger gegen das Essen von Hunden an sich als gegen die konkreten Praktiken des Schlachtfestes in Yulin. Auch Tierschützer Zhang Dong erwartet nicht, seinen Landleuten den Genuss von Hundefleisch insgesamt abgewöhnen zu können. „Aber das Fest ist barbarisch, schon wegen der Art, wie die Tiere vorher gehalten werden.“

Die Hunde werden mit Keulen erschlagen

Hunde, die von den Restaurants und Schlachtern für den Verzehr bereitgehalten werden, hocken tagelang in winzigen Käfigen, die oft zu Dutzenden übereinander gestapelt sind. Viele der Tiere haben offensichtlich Angst und leiden unter Hunger und Durst. Während des Festes am Montag erschlagen die Schlachter die Hunde dann mit Keulen – vor den Augen ihrer Artgenossen.

Für einige der Gerichte sollen die Hunde auch lebend ins kochende Wasser oder auf den Grill kommen, wie von Besuchern des Festes zu hören ist. Den Haufen mit geröstetem Hundefleisch garnieren viele Wirte dann mit dem ebenfalls gebratenen Schwanz des Tieres. Sie drapieren ihn darüber, als würde er noch fröhlich wedeln.

Hunde zu essen hat in China Tradition – „aber die Haltung als geliebter Freund des Menschen hat eine ebenso lange Geschichte, die mindestens bis in die Antike zurückreicht“, sagt Zhang. Es handele sich um loyale Helfer, denen Dankbarkeit zustehe. „Wir wollen eine Kultur fördern, die Vierbeiner als Partner des Menschen einstuft.“ Die Veranstaltung in Yulin passe heute nicht mehr in die Zeit.

Vorbereitungen auf das Fest laufen trotz landesweiter Kritik weiter

Dennoch zweifeln die Tierschützer, ob sie eine Abschaffung des Hundeschlachtfestes bewirken können. „Es hat viele Unterstützer, auch auf Ebene der örtlichen Regierung in Yulin“, sagt Zhang. Die Vorbereitungen laufen derzeit trotz der landesweiten Kritik weiter. Bisher fehlt ein China ein Gesetz gegen Tierquälerei, auf das sich die Aktivisten berufen könnten.

Die Organisatoren führen derweil zahlreiche Argumente für ihre Tradition an. In der Sommerhitze sei es nach den Regeln der traditionellen Chinesischen Medizin gesund, Hundefleisch zu essen. Außerdem bringe es Glück. Viel konkreter sind die Motive der Stadtverwaltung: Das Fest zieht Touristen an – und weckt weltweit Interesse an der Stadt in der abgelegenen Provinz Guangxi.

Krankheiten, Parasiten und Gift im Hundefleisch

Doch die Aufmerksamkeit ist auch in China inzwischen vor allem negativ gefärbt. Eine Gruppe von 40 Experten hat sich zu Wort gemeldet, die das Fest als illegal einstuft. Das meiste Fleisch stammt in der einen oder anderen Form vom Schwarzmarkt, während Gesetze zur Lebensmittelsicherheit in China eine dokumentierte Aufzucht, Transportkette und Schlachtung vorschreiben. Viele der streunenden Hunde, die in den Käfigen und dann im Kochtopf landen, seien zudem von Krankheiten und Parasiten befallen, sagt Li Weimin, ein Anwalt, der sich vor Ort informiert hat.

Ein anderer Tierschutzanwalt, An Xiang, weist darauf hin, dass es keine ordentlich registrierten Hundefleischbetriebe in China gibt. „Die Hunde kommen aus Haushalten oder sind von der Straße aufgelesen“, sagt er der Zeitung „China Daily“. „Einige werden vergiftet“, und das Gift bleibe im Fleisch. Ein Vergleich mit Rindern oder Schweinen sei in jeder Hinsicht irreführend. „Dort gibt es Regeln, bei Hunden nicht.“ Einige der Tiere seien schlicht von ihren Besitzern gestohlen. Das Landwirtschaftsministerium habe außerdem längst Vorschriften zum Gesundheitsschutz beim Umgang mit Hunden erlassen – die bei dem Fest ebenfalls unter den Tisch fallen.

Solange die örtliche Polizei nichts macht, sehen die Hunderestaurants von Yulin jedoch keinen Grund, ihr Brauchtum aufzugeben. Zumal es profitabel ist. Die Hundefänger verlangen ungefähr neun Yuan (1,20 Euro) pro Tier. Gebraten und angerichtet erzielt das Fleisch dann über drei Euro. Auf diese Gewinnspanne wollen die Anbieter nicht verzichten, zumal die Teilnehmer des Festes reichlich vom örtlichen Schnaps dazu bestellen.