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Stierkampf Stierkampf: «Torero-Krieg» in Spanien

10.03.2009, 07:09
Der spanische Torero Francisco Rivera Ordonez wird im Stierkampf in Alicante, in Spanien von einem Stier buchstäblich auf die Hörner genommen und durch die Luft gewirbelt. (FOTO: DPA)
Der spanische Torero Francisco Rivera Ordonez wird im Stierkampf in Alicante, in Spanien von einem Stier buchstäblich auf die Hörner genommen und durch die Luft gewirbelt. (FOTO: DPA) A2609 epa efe J. G. Morell

Madrid/dpa. - Deshalb vergibt dasKulturministerium in Madrid seine höchste Auszeichnung, die Medailleder Schönen Künste, auch jedes Jahr an einen Torero. Diesmal sorgtedie Wahl der Jury allerdings für einen noch nie dagewesenen Skandal- und dies ausgerechnet zum Auftakt der Saison.

Gekürt wurde Francisco Rivera Ordóñez. Der 35-Jährige stammt auseiner der größten Torero-Dynastien Spaniens: Sein Vater war derberühmte «Paquirri», ein Idol, das 1984 in der Arena von einem Stieraufgespießt und getötet wurde. Seine Verdienste um die Förderung deralten Tradition streitet ihm niemand ab, aber Rivera Ordóñez gilt alsMatador eben nicht als einer der Großen - gerade beim Töten desStieres mit dem Degen zeigt er nach Ansicht von Experten kein «arte»(Kunst). In ihren Augen zählt er daher nur zum Mittelmaß der Branche.

Prompt löste seine Wahl in der Fachwelt und unter KollegenProteste aus - obwohl ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass Torerossich niemals öffentlich gegenseitig kritisieren. Es gebe viele andereMatadoren, die die Auszeichnung mehr verdient hätten, so der Tenor.Spaniens derzeit bester Stierkämpfer José Tomás ist gar so erbost,dass er ankündigte, die ihm 2007 ebenfalls zuerkannte Medaillezurückzugeben. «Ich finde die Wahl beschämend. Die Kunst desStierkampfes wird damit entwürdigt», schrieb der 33-Jährige in einemvon der Presse zitierten Brief an das Kulturministerium. Dies könnteauch als ein Affront gegen König Juan Carlos gewertet werden, dennder stierkampfbegeisterte Monarch höchstpersönlich überreicht dieAuszeichnung.

Doch der «Steingott», wie Tomás wegen seines Mutes und seinerNervenstärke im Angesicht des Stieres genannt wird, steht nichtalleine da. Auch Stierkampfidol Paco Camino, bekannt als «El NiñoSabio» (Das weise Kind), kündigte die Rückgabe seiner Medaille an.Der 68-jährige Ex-Torero hatte sie 2004 erhalten. «DieVerantwortlichen im Kulturministerium haben von Stierkampf keineAhnung», meinte auch José Antonio Morante, der ebenfalls zur erstenGarde der Matadoren zählt. Für den Stierkampfexperten Vicente Zabalade la Serna steht fest, dass die Verleihung der milliardenschwerenBranche schweren Schaden zufügt: «Das Prestige der Ehrung ist tot.»

Bei dem Streit spielt auch mit, dass Preisträger Rivera Ordóñezsein Geld längst nicht nur mit dem Stierkampf verdient. Dergut aussehende «Fran», wie ihn viele nennen, hat sich auch alsgut bezahltes Model und Werbefigur für Uhren oder Immobilienfirmeneinen Namen gemacht. Und dass er wegen seiner Liebesaffärenregelmäßig die Titelseiten der Klatschpresse ziert, stört vieleTraditionalisten auch. So war der 35-Jährige mit der Tochter derHerzogin von Alba verheiratet, Spaniens wohlhabendster Aristokratin.Sein Bruder Cayetano (33), ebenfalls ein Stierkämpfer, ist als der«Armani-Torero» bekannt, weil er für den italienischen Modedesignerdefilierte.

Selbst die Regierung sah sich genötigt, in dem Skandal Stellung zubeziehen. «Wir respektieren alle Meinungen», hieß es vorsichtig.Rivera Ordóñez tut seine Kritiker als Neider ab. «Ich bin für meinenFleiß und meine Hingabe ausgezeichnet worden.» Die Stierkampfgegnerindes freuen sich, liefert der Streit ihnen doch willkommeneMunition. «Es zeigt sich eben, dass Toreros keine Künstler sind, dieeine Würdigung verdienen, sondern Folterer und Tierquäler», sagteManel Maciá von der Anti-Stierkampfinitiative PACMA.