Spaßfernsehen Spaßfernsehen: Raab stiehlt Pechstein die Eislauf-Show

Berlin/dpa. - Am Schluss ging es auch beim Eisschnelllauf imSpaßfernsehen um Zehntelsekunden: Mit einem Hechtsprung warf sich TV-Moderator Stefan Raab in der Ostberliner Eishalle ins Ziel, undClaudia Pechstein, gefeierte Olympiasiegerin von Salt Lake City,hatte nach dem Fünfeinhalb-Minuten Rennen um eine Nasenlänge dasNachsehen. «Ich dachte, der Schlittschuh zählt, und nicht der Bauch»,witzelt Pechstein später am Donnerstagabend.
Ob sie es dem rundlichen Raab mit 900 Metern gewährtem Vorsprungauf der 3000-Meter-Distanz im ungewohnten Shorttrack zu leichtgemacht hat? Egal, es war für sie ja kein sportliches Ereignis,sondern ein spaßiges - «nicht Olympia», stellte Pechstein klar.
Für den Blödel-Moderator Raab zählt die Zuschauerquote seinerSendung «TV Total» vielleicht auch mehr als sein knapper Sieg -immerhin schauten 3,9 Millionen Menschen bei dem Wettrennen am spätenAbend zu. In der werberelevanten Zielgruppe der 14 bis 49-Jährigenerreichte Raab damit einen Marktanteil von 31,6 Prozent. Zuletztwaren es kaum noch 15 Prozent - deutlich unter den Erwartungen.
Wo Raab seine Fans hat, verraten die Ränge der ausverkauftenBerliner Eissporthalle schnell: Es ist ein junges Publikum, wortkargeJungs mit Flaum-Bärten und langmähnige Mädchen, die über seinehalbseidenen Witze kichern und Despektierliches noch cool finden.Doch das sind auch die Fans von Claudia Pechstein, der Ostberlinerin,die ihre Sportkarriere auf diesem Sportgelände begann. Von der 30-Jährigen wollen die Jugendlichen Leistung sehen, nicht nur Klamauk.Vielleicht hat sich das Raab-Spaßfernsehen überlebt, wenn ClaudiaPechstein hier immer noch einen Namen hat.
Das «TV on Ice» entspricht der Erwartung des Publikums: ClaudiaPechstein, fünffache Weltrekordlerin und deutsches Gold-Wunderbetritt mit inzwischen berühmten schwarz-rot-goldenen Perücke dasEis. Stefan Raab läuft sich telegen im Supermann-Outfitwarm und nennt sich im hautengen Overall eine «Sex-Maschine». EinDamenclub hält ein Transparent in die Höhe: «Gib Gas, Dicker».
Für beide Kontrahenten ist das Shorttrack-Skaten Neuland.Pechstein läuft sonst auf Klappschuhen, Raab spielt als Hobby einwenig Eishockey, kann sich aber sonst «mehr für Eisdielen» erwärmen,Spezialdisziplin Stracciatella. Pechsteins 3500 Kilometern Eislauf-Strecken im Jahr setzt er 20 000 Kilometer im Auto entgegen.
Dass Raab trotz eines Sturzes das Rennen machen wird, haben wederer noch das Publikum erwartet. «Willste 'ne Revanche?», fragt er dieRivalin keck. Nein, lieber nicht, Pechstein muss ihre Blasenverarzten. Raab konnte auch Schanzenspringer Sven Hannawald nicht fürein neues quotenträchtiges Sportprogramm gewinnen. «Das ist echtgefährlich», warnte Hannawald: «Geh lieber Fußball spielen oderRadfahren.»