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Spanien und Portugal Spanien und Portugal: «Jahrhundertdürre» sucht die iberische Halbinsel heim

10.05.2005, 08:57
Die alte Dorfkirche ragt wieder aus dem Stausee «Pantano de Mediano» bei Huesca in Spanien heraus, die vor Jahrzehnten in den Fluten des Sees versunken war. Eine «Jahrhundertdürre», die die Iberische Halbinsel derzeit heimsucht, hat den See fast austrocknen lassen. (Foto: dpa)
Die alte Dorfkirche ragt wieder aus dem Stausee «Pantano de Mediano» bei Huesca in Spanien heraus, die vor Jahrzehnten in den Fluten des Sees versunken war. Eine «Jahrhundertdürre», die die Iberische Halbinsel derzeit heimsucht, hat den See fast austrocknen lassen. (Foto: dpa) EFE

Madrid/dpa. - Die Trockenheit ist die schlimmste, seit in Spanien vor 60 Jahren mit der Registrierung der Niederschläge begonnen wurde. Im Landesdurchschnitt fiel im vorigen Winter nur ein Drittel dernormalen Menge an Regen, in manchen Gegenden regnete es seit Mai 2004 überhaupt nicht. Die Stauseen und Reservoirs sollten zu dieser Jahreszeit eigentlich gut gefüllt sein, aber praktisch überall steht der Pegel weit unter dem Normalwert. Und der heiße und trockene Sommer hat noch nicht einmal begonnen.

In den Regionen des Binnenlands wie Aragonien oder Kastilien-LaMancha droht bei der Getreideernte ein Totalausfall. Die Felder sindso ausgetrocknet, dass kaum ein Halm sprießt. In Südspanien starbenTausende von Olivenbäumen ab. Sie hatten in dem extrem kalten WinterFrostschäden erlitten, die Dürre gab ihnen nun den Rest. DieBauernverbände beziffern die Ernteschäden auf eine Milliarde Euro.

In Farlete bei Saragossa würden die Landwirte jetzt normalerweiseihre Schafe aus den Ställen auf die Weiden treiben. Aber dort wächstkein Grashalm. «Wir treiben die Tiere trotzdem ins Freie, damit siewenigstens etwas Bewegung haben», meint José Luis Las Heras und fügtmit Galgenhumor hinzu: «Etwa so, wie man in der Stadt seinen Hundausführt.» Der 42-Jährige schätzt, dass die Dürre jeden Dorfbewohner12 000 Euro kosten wird und viele Bauern ihre Höfe aufgeben werden.

In der Provinz Lleida im Nordosten des Landes sind bereits in zweiDutzend Orten die Wasserhähne versiegt. Die Bewohner erhalten Wassermit Tankwagen. In Cabra del Camp bei Tarragona trugen dieDorfbewohner eine Christus-Figur durch die Straßen und beteten umRegen. Vor 100 Jahren, so steht es in den Gemeindebüchern, hatte esnach einer solchen Prozession kräftig geschüttet. Aber diesmal bliebder Regen aus.

Die spanische Regierung versicherte, dass die Versorgung derBevölkerung in den Städten bis zum Herbst gesichert sei und es keineEinschränkungen geben werde. Allerdings will sie die Spanier in einerKampagne dazu aufrufen, mit dem Wasser sparsam umzugehen. Die Dürrehat nämlich nicht mit ausbleibendem Regen zu tun, sie ist auch vomMenschen verursacht. Das Trinkwasser ist in Spanien, obwohl es einknappes Gut ist, so billig wie in kaum einem anderen Land in Europa.In der Landwirtschaft gehen bei der Bewässerung der Felder 40 Prozentdes Wassers verloren, weil die Leitungssysteme veraltet sind.

Im benachbarten Portugal sind die Ausmaße der Dürre sogar vomWeltraum aus zu erkennen. Die gesamte Südhälfte des Landes ist aufSatellitenfotos braun, weil alles verdorrt ist. Vor einem Jahr warendiese Landstriche noch von einer dichten Vegetation bedeckt und aufden Fotos sattgrün gewesen.