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Spanien Spanien: «Ein Traumhaus auf Mallorca für 99 Euro»

Von Hubert Kahl 03.02.2009, 06:55
Birgit und Christian Lischke vor ihrer Villa in Son Severa auf Mallorca (Aufnahme von Januar 2009). Seit Monaten sucht das Ehepaar aus Hildesheim nach einem Käufer - ohne Erfolg. Nun verlosen die Lischkes ihre Finca an der Nordostküste Mallorcas. (FOTO: DPA)
Birgit und Christian Lischke vor ihrer Villa in Son Severa auf Mallorca (Aufnahme von Januar 2009). Seit Monaten sucht das Ehepaar aus Hildesheim nach einem Käufer - ohne Erfolg. Nun verlosen die Lischkes ihre Finca an der Nordostküste Mallorcas. (FOTO: DPA) Mallorca magazin

Palma de Mallorca/Madrid/dpa. - Christian Lischke und seine Frau Birgit leben in einemsolchen Traumhaus auf der spanischen Ferieninsel, inmitten von Pinienund Olivenbäumen und nur 1300 Meter vom Strand entfernt. Das Ehepaaraus Hildesheim in Niedersachsen will sein Anwesen jedoch loswerden.Es suchte monatelang nach einem Käufer, schaltete mehrere Makler ein,wurde aber nicht fündig.

Da kamen die Lischkes auf die Idee, ihre Finca in Son Severa ander Nordostküste Mallorcas zu verlosen. Über das Internet bieten sieLose für 99 Euro an. Wenn 12 555 Lose verkauft sind und dieNiedersachsen den angestrebten Preis von 1,2 Millionen Eurozusammenbekommen haben, wird der neue Besitzer ausgelost. IhreLotterie ist nicht die einzige Haus-Verlosung auf der Balearen-Insel.In S'Alqueria Blanca an der Südküste verlost ein anderes deutschesEhepaar sein Heim, dessen Wert mitsamt Grundstück auf zwei MillionenEuro beziffert wird.

Auch in anderen Ländern kommt die Immobilien-Verlosung in Mode. InÖsterreich zum Beispiel wurde kürzlich eine Villa in Klagenfurtverlost. Der Gewinner erfuhr von seinem Glück auf einemZahnarztstuhl. In Kroatien ist gar ein gesamtes Landgut mitdazugehörigen Weinbergen zu haben. Auch aus den USA wird vonImmobilien-Lotterien berichtet. In Deutschland steht das staatlicheLotterie-Monopol Hausverlosungen entgegen. In Spanien aber machte derStaat bislang keine Einwände geltend.

Auch in Mallorcas Inselhauptstadt Palma soll ein Chalet perVerlosung den Besitzer wechseln. Die Gewinnchancen bei der Haus-Lotterie seien millionenfach höher, als im Lotto sechs Richtige zubekommen, preisen die aus Österreich stammenden Besitzer die Lose fürihr Chalet an, dessen Wert sie mit 1,17 Millionen Euro angeben. DasPrinzip der - unabhängig voneinander stattfindenden - Verlosungen istin allen drei Fällen dasselbe: Die Lose kosten jeweils 99 Euro; dieEinnahmen gehen auf Treuhandkonten; sobald eine festgesetzte Zahl vonLosen verkauft ist, findet unter Aufsicht eines Notars die Ziehungstatt. Sollten nicht genügend Lose abgesetzt werden, erhalten dieLoskäufer ihren Einsatz zurück, allerdings unter Abzug einerBearbeitungsgebühr.

«Mit den Verlosungen hat sich ein neuer Trend entwickelt», meintChristian Lischke. «Infolge des Baubooms gibt es auf Mallorca einÜberangebot an Immobilien in allen Preisklassen.» Zudem hielten dieWirtschafts- und Finanzkrisen sowie der hohe HypothekenzinsKaufinteressenten ab. Lischke will seine Finca verkaufen, weil einvon ihm betriebenes Restaurant ihn so in Anspruch nimmt, dass für dieArbeiten am Haus wenig Zeit bleibt und er nur selten dazu kommt, aufseiner Terrasse den Blick auf das Meer schweifen zu lassen.

Allerdings wurden auf Mallorca auch Bedenken gegen die Lotterienlaut. Die Immobilienagentur Kühn & Partner sieht darin ein«unsicheres Rechtsgeschäft», weil die Legalität unklar sei. EineKonkurrenz für die Makler entstehe durch die Verlosungen nicht,betont die Agentur und gibt zu verstehen, dass die Hausverloser wohldeshalb keine Käufer fänden, weil ihre Preisvorstellungen nicht ganzden Marktbedingungen entsprächen. Der Anwalt Hans von Rotenhan warfin der Wochenzeitung «Mallorca Magazin» die Frage auf, ob dieGewinner den Wert der Immobilien als Einkommen versteuern müssen.

Die Finca-Verloser weisen die Bedenken zurück. Sie hätten Anwälteund Notare zurate gezogen, um die Legalität der Lotterienabzusichern. «Steuerlich kommen auf den Gewinner keine Belastungenzu», versichert Lischke. «Dies haben Steuerexperten uns bescheinigt.»