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Spanien Spanien: Das Rätsel der Gesichter von Bélmez

Von Jörg Vogelsänger 11.11.2004, 07:04
Auf ein Porträt an der Wand des ehemaligen Hauses von Maria Gomez in der andalusischen Ortschaft Belmez zeigt ein Mann am 18.10.2004. (Foto: dpa)
Auf ein Porträt an der Wand des ehemaligen Hauses von Maria Gomez in der andalusischen Ortschaft Belmez zeigt ein Mann am 18.10.2004. (Foto: dpa) EFE/epa

Madrid/dpa. - 23. August 1971: In dem kleinen südspanischen DorfBélmez bei Jaén bereitet María Gómez gerade das Mittagessen zu, alsein merkwürdiger Fleck auf dem Boden ihrer Küche erscheint. Beimnäheren Hinsehen entpuppt sich dieser als menschliches Gesicht. ZuTode erschrocken versuchen die Frau und ihr Mann Juan, eswegzuschrubben - vergebens. Schließlich reißen sie den Fußboden auf.Doch einen Monat später tauchen neue Flecken in menschlicher Gestaltauf, und die Wissenschaft beginnt, sich für die Erscheinungen zuinteressieren: Das Geheimnis der «Gesichter von Bélmez» war geboren.

Mehr als 30 Jahre lang haben Parapsychologen und Forscher desOkkulten versucht, das Mysterium zu lösen, unter ihnen auch derdeutsche Pionier auf dem Gebiet, Prof. Hans Bender von derUniversität Freiburg (1907-1991). Doch das Rätsel blieb ungelöst.Handelte es sich tatsächlich um ein paranormales Phänomen, in derFachsprache Teleplastik genannt, oder war es bloß dreister Betrug?Spätestens wenn María Gómez stirbt, wird die Sache erledigt sein,glaubten viele.

Doch nun, acht Monate nach ihrem Tod - sie wurde 85 -, sind neueGesichter aufgetaucht - knapp 100 Meter weiter, in dem Haus, wo siegeboren wurde und bis zu ihrem 22. Lebensjahr wohnte. Es handelt sichum 21 menschliche Antlitze. «Einige von ihnen sind so deutlich zuerkennen, dass sie mit einem Bleistift gezeichnet zu sein scheinen»,sagt der Vorsitzende der Gesellschaft für Parapsychologie, PedroAmorós. Nach ersten Untersuchungen scheint menschliches Einwirkenausgeschlossen. Auch ist die Rede von «Stimmen aus dem Jenseits», diedazu auffordern, den Teppich zu heben, um weitere Gesichterfreizugeben. Zweifler sind indes überzeugt, dass die Nichten vonMaría Gómez sich lediglich bereichern wollen. Ihnen gehört das Haus,das im Wert steigen und Gewinn bringend verkauft werden könnte.

Wissenschaftler verweisen dagegen auf das ungeklärte Rätsel desersten Hauses. Bei Ausgrabungen war seinerzeit festgestellt worden,dass das Dorf auf einem alten Friedhof aus dem 13. Jahrhundert gebautwurde. Unter María Gómez' Küchenboden tauchten zwei kopflose Skeletteauf. Sie habe möglicherweise besondere mentale Fähigkeiten, hieß es.So sollen die Gesichter ihren Ausdruck je nach Gemütslage der Frauverändert haben. Als ihr Mann 1981 schwer krank war, hätten sich auchdie Mienen der menschlichen Antlitze verfinstert. Andere meinten, diemerkwürdigen Erscheinungen hingen mit einem unterirdischenWasserstrom zusammen. María Gómez selbst hatte keine Erklärung.«Warum hat Gott mir diese Gabe gegeben?», fragte sie.

Im Laufe der Jahre hat es zig Untersuchungen gegeben. So wurdendie Abbildungen geröntgt oder ihre chemische Zusammensetzunggeprüft. María Gómez unterzog sich sogar einem Test mit demLügendetektor. Sie bestand ihn. Der Wissenschaftler Manuel GómezRuiz, der alle bisherigen Analysen kritisch geprüft hat, kommt zu demErgebnis: «Niemand kann derzeit behaupten, dass Betrug im Spiel ist.»Allerdings seien einige der Untersuchungen wenig rigoros gewesen.

Fest steht jedenfalls, dass Bélmez mit seinen knapp 2000Einwohnern dank der rätselhaften Erscheinungen schon lange keinunscheinbares Dorf in der andalusischen Provinz mehr ist. Der Ortzieht nicht nur Forscher aus aller Welt, sondern auch tausendeNeugierige an. Kein Wunder also, dass María Gómez posthum zurEhrenbürgerin ernannt wurde und inzwischen eine Straße ihren Namenträgt. «Sie war schließlich die beste Botschafterin unseres Dorfes»,sagt Bürgermeisterin María Rodríguez.

Ein Archivbild vom 4. Februar 1972 zeigt Juan Pereira neben einem Porträt auf dem Boden der Küche des Hauses der Familie der Maria Gomez in der andalusischen Ortschaft Belmez. (Foto: dpa)
Ein Archivbild vom 4. Februar 1972 zeigt Juan Pereira neben einem Porträt auf dem Boden der Küche des Hauses der Familie der Maria Gomez in der andalusischen Ortschaft Belmez. (Foto: dpa)
EFE/epa