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Spanien Spanien: Beunruhigende Vermisstenfälle von Kindern

Von Hubert Kahl 25.01.2008, 07:05
Ein Angehöriger zeigt ein Foto der kleinen Mariluz Cortes, die spurlos verschwunden ist. (Foto: dpa)
Ein Angehöriger zeigt ein Foto der kleinen Mariluz Cortes, die spurlos verschwunden ist. (Foto: dpa) EFE

Madrid/dpa. - Dies war vor knapp zweiWochen. Seither fehlt von dem Mädchen jede Spur. Die Polizeidurchkämmte den - überwiegend von Roma bewohnten - Stadtteil ElTorrejón, suchte Brachflächen und Sümpfe in der Umgebung ab undalarmierte die Sicherheitsbehörden im benachbarten Portugal.

Mariluz ist jedoch wie vom Erdboden verschluckt. Ihr Verschwindenhält nicht nur die Roma-Gemeinde in Huelva, sondern ganz Spanien inAtem. Der Vater Juan José Cortés mobilisierte die Öffentlichkeit. AufKundgebungen in mehreren Städten rief er zur Suche nach seinerTochter auf. Der Fall des britischen Mädchens Madeleine, das im Mai2007 spurlos in Portugal verschwunden war, machte Schule.

Cortés, ein evangelischer Prediger und Inhaber eines kleinenMaurerbetriebs, brachte in Huelva 10 000 Menschen auf die Beine, inMadrid waren es 2000. Er gewann die Unterstützung des berühmtenFlamenco-Tänzers Joaquín Cortés und des ältesten spanischenFußballvereins Recreativo de Huelva, für den er als Jugendtrainergearbeitet hatte.

Mariluz ist nicht das einzige Kind, dessen Verschwinden in Spanienfür Aufregung sorgt. Auf Gran Canaria sucht die Polizei seit Monatennach zwei Kindern. Der neunjährige Yeremi hatte im März 2007 auf derStraße mit seinen Freunden gespielt. Als es Zeit zum Essen war,kehrten alle Jungen heim - nur Yeremi blieb verschwunden. Von der 14Jahre alten Sara fehlt noch länger jede Spur. Das Mädchen hatte sichim Juli 2006 in der Hauptstadt Las Palmas mit einem Freund in einemEinkaufszentrum treffen wollen, kam dort aber nie an.

Die Polizei wies Spekulationen zurück, die Kinder könnten einer«Mafia von Kidnappern» zum Opfer gefallen sein. Die Fälle hättennichts miteinander zu tun, betonten die Ermittler. Oder vielleichtdoch? Vor zwei Wochen nahm die Polizei auf Gran Canaria einen Mannfest, der versucht haben soll, ein achtjähriges Mädchen zu entführen.Der 37-Jährige ist wegen Missbrauchs seiner eigenen Tochtervorbestraft.

Er lebte auf einem heruntergekommenen Firmengelände, auf dem sichauch eine stillgelegte Verbrennungsanlage für Tierkadaver befindet.Seither stellen die Bewohner von Gran Canaria sich die bangeFrage: Verschwanden in dieser Anlage die vermissten Kinder? DieErmittler sammelten eine Reihe von Proben ein, die Analysen brachtenaber bisher noch kein Ergebnis.

Die Polizei betont immer wieder, dass man in Spanien bei demVerschwinden der Kinder keinesfalls von einer «Welle» sprechen könne.Pro Jahr werden 14 000 Vermisstenanzeigen erstattet. In 60 Prozentder Fälle waren Kinder von zu Hause fortgelaufen und wenig späterwieder aufgetaucht. Die Polizei führt aber auch eine Liste von«beunruhigenden Fällen». Darauf stehen nach Angaben der Zeitung «ElPaís» derzeit 20 Kinder und Jugendliche.

Dazu könnte auch bald die Irin Amy gehören, die am Neujahrstag inMijas in Südspanien verschwand. Die Beamten nahmen zunächst an, die15-Jährige könnte nach einem Streit mit der Mutter zu ihrem in Irlandlebenden Vater zurückgekehrt sein. Diese Vermutung bestätigte sichbisher aber nicht. In Mijas war 1999 ein spanisches Mädchen ermordetworden. Der Mörder, ein in Südspanien lebender Brite, wurde aberlängst verurteilt und sitzt hinter Gittern.