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Sensationsfund Sensationsfund: Henry Westphal weiß die Wahrheit selbst nicht mehr

Von Steffen Könau 29.05.2005, 15:35
Die restaurierte „Himmelsscheibe von Nebra“. (Foto: dpa)
Die restaurierte „Himmelsscheibe von Nebra“. (Foto: dpa) Landesmuseum für Vorgeschichte

Röblingen/MZ. - Nicht, wenn es nach Mario Renner geht. Der zweite Mann aus dem Finderduo, wie Westphal wegen des Verkaufs der Himmelscheibe zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, bleibt dabei, dass die Schlagspur an der Scheibe bereits da gewesen sei, "als wir das Ding fanden". Die Wahrheit sei, so Renner, dass weder er noch Westphal in der Lage gewesen wären, die Scheibe so zu beschädigen, wie Meller behauptet: "Die stand doch mit der Scharte nach unten in der Erde."

Ein Detail, das im seit neun Monaten laufenden Prozess um den Fund der Scheibe für ein ganzes Gebirge an Ungewissheit steht. Während ein Heer von Wissenschaftlern seit drei Jahren versucht, die Herkunft des gesamten Hortfundes vom Mittelberg definitiv zu beweisen, weckten die beiden Finder immer wieder Zweifel an Fundort und -Zusammenhang. Ein Vorgehen, das Henry Westphal inzwischen bereut: "Wir wollten uns wichtig machen."

Mario Renner dagegen, wegen Westphals Kehrtwendung mit dem Ex-Freund über Kreuz, gießt fleißig neues Öl in die Flammen - diesmal mit einem Buch. "Der Sensationsfund von Nebra" erscheint am Montag beim Leipziger Antonym-Verlag und ist ein dicker Hund in einem dünnen Bändchen: Renner redet - vor rechtlichen Konsequenzen geschützt vom Untertitel "Fiktiver Bericht" - Klartext. So behauptet er, dass die Himmelsscheibe und die so genannten Beifunde nicht zusammen in der Erde lagen. Die beiden Schwerter habe Henry Westphal schon zu Hause gehabt, als die Scheibe gefunden wurde. Die heute als Beifunde geltenden Beile, Meißel und Reifen seien sogar erst im Beisein des Käufers zum Fund hinzugefügt worden: "Wir wollten den Preis in die Höhe treiben", erläutert Renner.

Wäre das zutreffend, müsste die Geschichte der Jahrhundertentdeckung neu geschrieben werden. "Ohne den Zusammenhang mit den Beifunden", ist sich Verteidigerin Elke Thom-Eben sicher, "wäre die Himmelsscheibe ein Kuriosum ohne wissenschaftlichen Wert."