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Seeräuber Seeräuber: Wissenschaftler wollen Geheimnis um Störtebeker lüften

24.11.2004, 16:04

Hamburg/dpa. - Mit einer DNA-Analyse wollen Wissenschaftlerdas Rätsel um den legendären Seeräuber Störtebeker lösen. Am Mittwochpräsentierten sie im Museum für Hamburgische Geschichte eineRekonstruktion eines 600 Jahre alten Schädels, der angeblich demFreibeuter gehören soll. Spuren im Knochenmaterial sollen nun mit demgenetischen Fingerabdruck möglicher Nachkommen mit Namen Störtebekerverglichen werden. «Denn bislang wissen wir immer noch nicht, ob derSchädel der von Störtebeker ist», sagte Gisela Jaacks, Direktorin desMuseums. Der Schädel war 1878 auf dem Grasbrook im Hamburger Hafengefunden worden. Dort waren im Mittelalter Piraten geköpft worden.

«Sicher ist hingegen», sagte Ralf Wiechmann vom Museum fürHamburgische Geschichte, «dass es sich bei dem Schädel um den einesFreibeuters handelt». Als Indiz dafür deuten die Wissenschaftlereinen langen Nagel im Kopf, mit dem die Piraten auf einem Holzgestellan der Einfahrt zum damaligen Hafen «gepfählt» wurden. Den ein- undausfahrenden Handelsschiffen sollte dadurch gezeigt werden, wiesicher man die Handelswege gemacht hatte. «Die Frage nach derIdentität des Schädels muss aber noch offen bleiben», sagteWiechmann. Das Schädelinnere soll jetzt auf Pollen untersucht werden.«Dann könnte der Monat der Hinrichtung genau geklärt werden.»

Die von «Spiegel TV» bei deutschen und französischenWissenschaftlern in Auftrag gegebene Rekonstruktion, die eine neueAttraktion des Museums werden soll, zeigt einen typischenNordeuropäer: blond, mit blauen Augen. Im Oberkiefer fehlt ihm einSchneidezahn, der Bart und die langen Haare sind zerzaust. Ein wenigschielt er, der neue Störtebeker. «Sein unruhiger Blick soll denBesucher anziehen und ihm nicht das Gefühl geben, einer Puppegegenüberzustehen», sagte Elisabeth Daynès. Zwei Monate lang hat dieKünstlerin aus Ton und Silikon das Gesicht gestaltet. Wie dieWeichteile im Gesicht des Piraten ausgesehen haben, ermittelte einfranzösischer Gerichtsmediziner.

Die Meinungen über Störtebeker, der im Norden in zahlreichenFestspielen zum Leben erweckt wird, gehen weit auseinander: Einigehalten ihn für einen «Robin Hood» der Nord- und Ostsee, der seineBeute mit den Armen teilte - andere für einen gemeinen Verbrecher.«Dabei war Störtebeker ein Söldner zur See, der im Dienste derMecklenburger Herzöge gegen dänische Schiffe fuhr», sagte Wiechmann.Als Lohn durften die Söldner auf dem Meer tun und lassen, was siewollten. 1401 besiegte eine Flotte aus Hamburg und Lübeck diePiraten. Störtebeker und 70 andere Gefährten wurden hingerichtet.«Spiegel TV» sendet die Störtebeker-Dokumentation am 28. November um21.15 Uhr bei Vox.