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Schweden Schweden: Erdrutsch ließ Autobahn bei laufendem Verkehr einstürzen

Von Thomas Borchert 21.12.2006, 06:49
Das Bild zeigt die auf rund 500 Meter eingestürzte Fahrbahn der E6 bei Munkedal im Westen von Schweden. (Foto: dpa)
Das Bild zeigt die auf rund 500 Meter eingestürzte Fahrbahn der E6 bei Munkedal im Westen von Schweden. (Foto: dpa) SCANPIX SWEDEN

Stockholm/dpa. - Behördensprecher bezeichneten es als kleines Wunder, dass von den 28Insassen bei dem Unglück am Mittwochabend niemand ums Leben kam oderernsthaft verletzt wurde.

Augenzeugen sagten, die Szenerie mit umgekippten Autowracks undeingeklemmten Menschen zwischen gigantischen Asphaltbrocken sei «wieaus einem Horrorfilm» gewesen. Der Autofahrer Dan Anderssonberichtete im Rundfunk: «Es war unwirklich. Vor uns verschwandplötzlich ein Auto in einem dunklen Loch. Dann fielen wir selbst soknapp zwei Meter tief.» Andersson und seine Mitfahrer bliebenunverletzt.

In der Zeitung «Expressen» erzählte die zwölf Jahre alte RebeccaLindholm: «Ich verstand nicht, was passiert ist. Ein Lastwagen schienauf uns zu stürzen, als ich mit Mama durch eine kaputtes Fenster ausunserem Auto kletterte. Meine Mutter kriegte keine Luft mehr.» Beidewurden mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Der 29Jahre alte Lkw-Fahrer Nisse Svensson lag anderthalb Stundeneingeklemmt im Führerhaus seines umgekippten Tanklastwagens undverabschiedete sich mit dem Handy für immer von seiner Freundin. «Ichdachte, ich werde von einem neuen Erdrutsch erschlagen», sagteSvensson in «Aftonbladet». Auch er kam mit leichten Blessuren davon.

Das staatliche Straßenamt übernahm die Verantwortung für dasUnglück, weil die wichtigste Straßenverbindung Westschwedens nichtgenau genug auf ihre Belastbarkeit bei einem Unwetter untersuchtworden sei. Auch die benachbarte Bahnstrecke für Fernverbindungenwurde am Mittwochabend unterspült und zerstört.

Weite Teile Westschwedens sind durch anhaltende Regenfälle seitder vergangenen Woche von schweren Überschwemmungen betroffen. Derzuständige Experte des Meteorologischen Institutes in Stockholm, StenBergström, nannte den Erdrutsch auf der E6 «eine der Folgen desKlimawandels». In den vergangenen Jahren habe sich dieNiederschlagsmenge in Westschweden deutlich erhöht. «Wir müssen unswohl häufiger auf so etwas einstellen», sagte Bergström.

Die Autobahn E6 bleibt nun für mehrere Wochen gesperrt. NachBehördenangaben müssen Autofahrer im bevorstehenden Weihnachtsverkehrmit einem Umweg von 60 Kilometern auf Landstraßen und langen Stausrechnen.