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Schönwetterphase Schönwetterphase: Das bringt der Altweibersommer mit sich und darum heißt er so

13.09.2019, 09:13
Der Altweibersommer bringt im September noch einmal spätsommerliche warme Temperaturen mit sich.
Der Altweibersommer bringt im September noch einmal spätsommerliche warme Temperaturen mit sich. www.imago-images.de

Halle (Saale) - Nachdem es nun ein paar Tage geregnet hat, steht jetzt der sogenannte „Altweibersommer" vor der Tür. MZ-Mitarbeiterin Kristina Hammermann hat sich unter anderem gefragt, warum der Altweibersommer überhaupt Altweibersommer heißt. Deswegen hat sie einen Wetter-Experten zu Rate gezogen und ist mit dem Meteorologen Dominik Jung von www.wetter.net ins Gespräch gekommen:

Herr Jung, warum heißt der Altweibersommer überhaupt Altweibersommer?
Dominik Jung: Es hat nichts mit alten Damen zu tun. Der Name kommt vom althochdeutschen „weibern“: das Weben von Spinnweben. Eben diese Spinnweben sieht man im September sehr schön, wenn die Sonne tiefsteht und sich das Licht an dem am Netz abgelagerten Tau reflektiert. Daher der Begriff Altweibersommer.

Was ist charakteristisch für den Altweibersommer?
Jung: Das ist eine Schönwetterphase, die in der Regel Ende September beziehungsweise in der zweiten Monatshälfte auftritt. Da kann es oftmals dazu kommen, dass sich hoher Luftdruck aufbaut und es nochmal spätsommerlich warm wird.

Lädt der Altweibersommer für besondere Aktivitäten ein? Wie können Menschen diese spätsommerliche Zeit für sich nutzen?
Jung: Die Menschen können diese Zeit beispielsweise nutzen, um in bunten Laubwäldern wandern zu gehen. Manchmal kann es durch den hohen Luftdruck, der Wärme mit sich bringt, aber auch noch einmal Badewetter geben.

Gibt es eine alte Bauernregel dazu? Und wenn ja, was besagt die und wie kann diese heutzutage gedeutet werden?
Jung: Mit Bauernregel beschäftige ich mich als Diplom-Meteorologe nun weniger. Ich nutze lieber die seriöse moderne Wissenschaft. Die Regel ist im Grunde nur die, dass es Ende September nochmal sonnig und warm werden könnte - das muss aber nie so kommen! Das verraten erst die modernen Wettermodelle. Bauernregeln sind in meinen Augen meist nur Kaffeesatzleserei. Und wenn es mal passt, dann ist es eher Zufall.

Wie wird der Altweibersommer diese Jahr verlaufen? Und welches Wetter folgt darauf?
Jung: Es wird die kommenden Tage etwas wärmer und sonniger. Nächste Woche womöglich erneut warm bis heiß. Im Westen Deutschlands sind sogar bis 30 Grad Celsius möglich. In Mitteldeutschland wird es um 18 bis 23 Grad bleiben, und das bis zum Montag. Die höheren Werte gibt es am Samstag und Sonntag. Dazu ein Mix aus Sonne und Wolken. Regenschauer gibt es kaum. Insgesamt ein nettes Altweibersommerwetter. Aber aktuell kann man dazu noch nichts Seriöses sagen. 

Wieso kann man aktuell noch nichts Seriöses sagen?
Jung: Wetter-Prognosen gehen in der Regel bis 24 Stunden mit einer Trefferquote von 98 Prozent einher. Bis 72 Stunden vorher liegt diese Quote bei 85 Prozent, und dann sinkt diese Quote immer weiter.
Es kommt auch immer auf die Ausgangwetterlage an. Bei einem stabilen Hoch kann man auch mal bis zu sieben Tagen eine super Prognose machen. Wenn es extrem wechselhaft ist, kann es schon bei den 24 Stunden schwer werden, die exakten Schauer auszumachen. Wetterprognosen werden nie 100 Prozent Trefferquote haben.

Wie entstehen solche Wetter-Prognosen?
Jung: Ein Wettermodell ermittelt in der Regel alle sechs Stunden neue Prognosen, die sich von mathematischen Anfangswertaufgaben ergeben. Die Anfangswerte errechnen sich durch die gerade weltweit einlaufenden Messdaten. Da wir nicht überall auf der Welt Messdaten haben, sind da schon von Anfang an auch einige Lücken dabei, und deshalb kann das am Ende auch nie zu 100 Prozent Sicherheit führen. Je weiter man in die Zukunft rechnet, umso unsicherer wird alles - dann spricht man meist auch nur noch von Trends.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Jung. (mz)