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Schmuggel Schmuggel: Zoll beschlagnahmte 235 Kilogramm Kaviar

Von Jürgen Hein 04.12.2003, 13:46
Ein Zollbeamter hält eine Kaviardose nach einer Pressekonferenz am Donnerstag (04.12.2003) beim Zollfahndungsamt in Köln hoch. (Foto: dpa)
Ein Zollbeamter hält eine Kaviardose nach einer Pressekonferenz am Donnerstag (04.12.2003) beim Zollfahndungsamt in Köln hoch. (Foto: dpa) dpa

Köln/dpa. - Das «schwarze Gold» stank schon zum Himmel: Dem Zoll in Nordrhein-Westfalen ist die Rekordmenge von 235 Kilogramm geschmuggeltem Kaviar mit einem Marktwert von mindestens 250 000 Euro ins Netz gegangen. Die Feinschmeckerware war wegen mangelhafter Kühlung verdorben, als sie im November am Flughafen Köln/Bonn, an einer Autobahnraststätte und bei Internethändlern beschlagnahmt wurde. «Es war mit der Nase festzustellen, dass da etwas nicht stimmte», schilderte Harry Brandt vom Hauptzollamt in Köln am Donnerstag, wie der Flughafenzoll in der Frachtabteilung auf Dosen mit 177 Kilogramm Kaviar stieß - die bisher bundesweit größte sichergestellte Menge.

Verdorbener Kaviar, von dem ein unangenehmer Fischgeruch ausgeht, kann nach Angaben der Zollexperten Lebensmittelvergiftungen auslösen. Den Schmugglern, gegen die noch ermittelt wird, drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis wegen Steuerhinterziehung und bis zu drei Jahren Haft wegen Verstoßes gegen den Artenschutz. Der Stör ist - unter anderem wegen des Raubbaus durch Fischer im Kaspischen Meer - vom Aussterben bedroht. Als Kaviar werden die unbefruchteten Eier (Rogen) der Störweibchen weltweit verkauft.

«Es waren fünf oder sechs Umzugskartons, vollgepackt mit Dosen à 500 Gramm, die da vor sich hin stanken», sagte der Ermittler Bernd Marx über den am Flughafen Köln/Bonn beschlagnahmten russischen Kaviar. Er war für einen 42 Jahre alten Händler in Gummersbach bestimmt, der jedoch eine Verwicklung in den Schmuggel bestreitet. 48 Kilogramm wurden an der Autobahnraststätte Ville an der A 1 sicher gestellt, als ein Lastwagenfahrer sie umladen wollte. 10 Kilogramm gingen den Fahndern bei Internethändlern ins Netz.

Insgesamt sind die 235 Kilogramm mehr als die Hälfte des Schmuggelkaviars, der in Deutschland bisher in diesem Jahr gefunden wurde. Nach Schätzungen könnten 50 bis 90 Prozent des Kaviars auf dem deutschen Markt illegal sein.

Der Internethandel mit illegalem Kaviar nimmt nach Angaben der Zollfahnder zu. Guter Kaviar koste auf dem legalen Markt mindestens 1000 Euro pro Kilogramm, sagte Marx. «Wenn Sie Kaviar unter 500 Euro pro Kilogramm angeboten bekommen, kann man fast davon ausgehen, dass er eingeschmuggelt worden ist.» Auf legal eingeführten Kaviar werden 20 Prozent Zoll und 16 Prozent Mehrwertsteuer erhoben. Auch die Verbraucher machen sich der Steuerhinterziehung schuldig, wenn sie wissen, dass sie Schmuggelkaviar kaufen.

Hinzu kommt nach Aussage von Brandt das gesundheitliche Risiko, weil bei Schmuggelkaviar oft die Kühlkette nicht beachtet werde. «Frischer Kaviar riecht nach Meer. Sobald er nach Fisch riecht, stimmt etwas nicht», sagte Brandt.

Die illegalen Angebote nehmen nach Angaben des Zollfahndungsamtes Essen vor allem von Oktober an massiv zu, wenn Verbraucher für Weihnachten oder Silvester nach Delikatessen suchen. Touristen dürfen maximal 250 Gramm einführen. Vom nächsten Jahr an soll legaler Kaviar in der ganzen EU durch einheitliche Etiketten erkennbar sein.