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Schifffahrt Schifffahrt: Kapitän stirbt bei Tankerexplosion

25.07.2004, 12:41
Der niederländische Gastanker «Charlotte» liegt am Sonntag (25.07.2004) zerstört auf dem Rhein-Herne-Kanal bei Essen. Auf dem Schiff hat es eine Explosion gegeben. Ein Mensch starb, wahrscheinlich der Schiffsführer. Ein weiteres Besatzungsmitglied wurde verletzt. Aus ungeklärter Ursache waren zwei der zehn Tanks explodiert. Nach anderthalb Stunden hatte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Auch im nahen Oberhausen gingen noch Fensterscheiben zu Bruch. Das Schiff hatte am Samstag im Essener Stadthafen seine Fracht gelöscht und anschließend unweit des Hafens geankert. (Foto: dpa)
Der niederländische Gastanker «Charlotte» liegt am Sonntag (25.07.2004) zerstört auf dem Rhein-Herne-Kanal bei Essen. Auf dem Schiff hat es eine Explosion gegeben. Ein Mensch starb, wahrscheinlich der Schiffsführer. Ein weiteres Besatzungsmitglied wurde verletzt. Aus ungeklärter Ursache waren zwei der zehn Tanks explodiert. Nach anderthalb Stunden hatte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Auch im nahen Oberhausen gingen noch Fensterscheiben zu Bruch. Das Schiff hatte am Samstag im Essener Stadthafen seine Fracht gelöscht und anschließend unweit des Hafens geankert. (Foto: dpa) dpa

Essen/Oberhausen/dpa. - Bei einer Explosion auf einem Gastankerim Rhein-Herne-Kanal bei Essen ist in Nacht zum Sonntag der 30 Jahrealte Kapitän ums Leben gekommen. Weitere fünf Menschen - darunterseine Ehefrau und zwei kleine Kinder - wurden vorsorglich insKrankenhaus gebracht. Ein Besatzungsmitglied erlitt leichteVerletzungen. Die weithin spürbare Explosion des niederländischenTankschiffs ist nach ersten Ermittlungen möglicherweise durchillegale Entgasungs-Arbeiten ausgelöst worden. Am Sonntagabendbestand nach Feuerwehrangaben keine Explosionsgefahr mehr.

Der direkte Auslöser der Detonation sei noch nicht bekannt,berichteten Polizei, Staatsanwaltschaft und Feuerwehr am Abend inOberhausen. Das Tankschiff hatte am Vortag seine Ladung, ein Gemischaus Kohlenstoff-Verbindungen, in Essen gelöscht. In den nahezu leerenTanks habe sich dann ein explosives Gas-Luft-Gemisch gebildet. Nachersten Ermittlungen habe der Kapitän auf dem Rhein-Herne-Kanal dieTanks entgast, also komplett geleert. Das ist nach Polizeiangaben voreiner Neubeladung nötig, sei aber auf dem Kanal verboten.

«Entlang des Kanals ist zu viel bebautes Gebiet», sagteStaatsanwalt Gerd Unterberg am Sonntag. «Zum Entgasen hätte derKapitän erst auf dem Rhein bis nach Walsum fahren müssen, undanschließend zum Beladen wieder nach Essen. Das hätte insgesamt 24Stunden gedauert.» Die Explosion der Tanks schreckte in der Nachtkurz nach 2.00 Uhr viele Anwohner einer Siedlung in Oberhausen ausdem Schlaf, durch die Druckwelle gingen zahlreiche Fensterscheiben zuBruch.

Neben dem Schiffsführer seien seine 24-jährige Frau und die einund zwei Jahre alten Söhne, sowie der 48-jährige Schwiegervater desKapitäns an Bord gewesen. Alle seien Niederländer. Direkt nach derExplosion hätten sie sich mit dem Beiboot des 110 Meter langenSchiffes in Sicherheit gebracht. Auch der 64-jährige niederländischeSteuermann sei mit der Familie von Bord gegangen. Die Angehörigenverletzten sich nur leicht und wurden noch am Sonntag von Verwandtenin die Niederlande zurückgeholt. Ein 40 Jahre alter tschechischerMatrose sei mit dem Kapitän an Bord gewesen, als die Tanksexplodierten.

Er habe Sekunden vor der Explosion den Tankbereich verlassen umein Werkzeug zu holen. «Das hat ihm das Leben gerettet», sagte GerdAuschrat von der Oberhausener Feuerwehr. Die Feuerwehr habe mit rund100 Mann die anderen Tanks gesichert. Die Berufsfeuerwehr sei dabeivon Werksfeuerwehren chemischer Industriebetriebe aus Dormagen, Marlund Düsseldorf unterstützt worden. Am Sonntag um 17.00 Uhr konntendie Einsatzkräfte Entwarnung geben, Explosionsgefahr bestehe nichtmehr.

Der Schaden an dem modernen Schiff gehe in die Millionen, sagteein Polizeisprecher. Auch rund 15 Häuser in Oberhausen seien durchdie Druckwelle leicht beschädigt worden. Menschen in der Umgebungwurden nicht verletzt. Dabei seien tonnenschwere Teile mehrerehundert Meter durch die Luft geflogen, sagte Auschrat.

Polizei und Staatsanwaltschaft wollen nun nach der genauenUnfallursache suchen. Das Gemisch, das sich in solchen Behälternentwickle, sei grundsätzlich so leicht entzündlich, dassbeispielsweise ein Funke beim Hantieren mit einem Schraubenzieher füreine Explosion ausreiche.