Schienenverkehr Schienenverkehr: Tote und viele Verletzte bei Zugunglück in Türkei

Istanbul/dpa. - «Überall lagen Leichenteile, es ist unbeschreiblich», schilderteeiner der Passagiere, der sich wie durch ein Wunder durch einOberfenster des umgestürzten Waggons befreien konnte. «Der Wagen warbesonders voll, weil dort geraucht werden durfte», erzählt der Mann.Er saß in dem aus Richtung Istanbul kommenden Zug, der auf dem Wegin die westtürkische Stadt Adapazari war.
«Es gab einen Riesenknall, dann waren wir von einer Staubwolkeeingehüllt», beschreibt ein anderer Passagier das Erlebte. Er saß imdritten Wagen des Adapazari-Express und kam mit einem Stoß gegen dieSchulter davon. Er habe gesehen, wie sich Passagiere aus dem Zugfallen ließen und das Ufer hinabrollten. Einigen seien Arme oderBeine abgerissen.
Wie viele Passagiere in dem Adapazari-Zug saßen, war auch Stundennach dem Unglück noch unklar. In dem entgegenkommenden Zug, der aufdem Weg von Ankara nach Istanbul war, befanden sich den Berichtenzufolge 153 Passagiere und neun Bahnangestellte. Zahlreiche Kranken-und Rettungswagen machten sich aus den Städten Istanbul und Izmit aufden Weg zur Unglücksstelle. Sie standen aufgereiht auf einer parallelzur Bahnstrecke verlaufenden Straße.
Als wahrscheinlichste Ursache wiesen Nachrichtensender aufmenschliches Versagen hin. Entweder habe einer der beiden Zugführerein Rotlicht missachtet oder die Signale waren falsch gestellt.Gleich neben den ineinander verkeilten Zügen war in Fernsehbildernein leeres Gleis zu sehen. Der Zug in Richtung Adapazari hatte geradeden Bahnhof von Tavsancil verlassen. Der Zug sei noch sehr langsamgefahren, berichteten Passagiere.
Erst vor knapp drei Wochen war auf der Strecke Istanbul-Ankaraein Schnellzug entgleist. Dabei waren 38 Menschen getötet und mehrals 80 verletzt worden. Das Unglück hatte in der Türkei heftigeKritik hervorgerufen, weil die Strecke erst wenige Wochen zuvor fürSchnellzüge eröffnet worden war.

