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Sächsische Schweiz Sächsische Schweiz: Chefeisenbahner auf 5 300 Quadratmetern

Von Jörg Schurig 28.03.2007, 08:34
Der Modellbauer Lothar Hanisch präsentiert im sächsischen Kurort Rathen eine Lok inmitten seines 5 350 Quadratmeter großen Gartenbahnreiches im LGB-Format. Nach zwei Jahren Arbeit soll am 6. April der Probebetrieb der 30 Züge auf den vier Kilometer langen Gleisen beginnen. (Foto: dpa)
Der Modellbauer Lothar Hanisch präsentiert im sächsischen Kurort Rathen eine Lok inmitten seines 5 350 Quadratmeter großen Gartenbahnreiches im LGB-Format. Nach zwei Jahren Arbeit soll am 6. April der Probebetrieb der 30 Züge auf den vier Kilometer langen Gleisen beginnen. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Rathen/dpa. - «Um Dresden mache ich einenBogen», sagt der 52-Jahre alte Chef der «Eisenbahnwelten» im KurortRathen (Sächsische Schweiz). Ansonsten ist das Elbtal zwischen demtschechischen Decin und Meißen hier auf mehr als 5300 Quadratmeterndetailgetreu nachgebildet - mit Bahnhöfen, Schlössern, Häusern undwinzigen Sachsen, die mit einem Kasten Bier zu Füßen die Abendsonnegenießen oder einfach nur auf den nächsten Zug warten.

Und der kommt auf alle Fälle - pünktlich nach Fahrplan und im LGB-Format. Das Kürzel steht für Lehmann-Groß-Bahn, eine Modelleisenbahnder Nürnberger Ernst Paul Lehmann Patentwerk OHG. Hanisch lässt sievor der echten Felsenkulisse des Elbsandsteingebirges ihre Rundendrehen. Auf 16 Monitoren wird der Verkehr überwacht, bis zu 30 Zügefahren. Vier Kilometer Gleise, 400 Meter Bach- und Flussläufe, einigehundert Gebäude im Maßstab 1:25 sowie zahlreiche Brücken und Tunnelmachen die Anlage zur weltweit größten LGB-Gartenbahn. Seit zweiJahren baut Hanisch mit mehreren Leuten an seinem Kindheitstraum. Am6. April soll er sich mit Beginn des Probebetriebes erfüllen.

Dass Hanisch Dresden links liegen lässt, hat nicht - wie im Fallder umstrittenen Brücke - mit Bürgerentscheiden oder potenziellerEinflussnahme staatlicher Behörden zu tun. «Bei Dresden hätte ich garnicht gewusst, wo ich anfangen soll», sagt er über die größteBaustelle im Elbtal. Aber auch bei seinem Vorhaben ist ein Ende nichtabsehbar: «Die Eisenbahn wird nie fertig.» Für Erweiterungen hat erim Erdreich bereits die Fundamente gelegt. Auch das Umland der Elbesoll eine Rolle spielen. Mitarbeiter Matthias Hocke (36) gibt geradeSchloss Moritzburg den letzten Schliff. «Alle Bauten müssenwetterfest sein, das stellt besondere Herausforderungen.»

Hanisch stammt aus Radebeul und hat schon als Kind mit seinemVater Eisenbahnen gebaut. Als junger Mann lernte er in der DDR einenBeruf, den es heute unter dieser Bezeichnung nicht mehr gibt: BMSR-Techniker. Der Fachbarbeiter für Betriebs-, Mess-, Steuer- undRegelungstechnik ist am ehesten dem Mechatroniker vergleichbar. Injedem Fall half die Ausbildung Hanisch bei seinem Hobby. Denn beiModelleisenbahnen läuft ohne Steuern und Regeln gar nichts. Bereitsvor der Wende ging Hanisch nach Baden-Württemberg, bis heute verdienter dort sein Geld mit Medizintechnik.

Schon im Schwabenland zierte eine LGB-Bahn Hanischs Garten. Die600 Meter Gleis hat er nun in Rathen eingebracht. Auf der Suche nachKrediten ging er zunächst zu großen Banken. Die Eisenbahn-Idee fanddort keine Unterstützung: «Ich drang gar nicht zu den entscheidendenLeuten durch.» Eine Sparkasse gab schließlich Grünes Licht. ZumKonzept der «Eisenbahnwelten» gehört auch eine Pension samtGastronomie. Rund eine Million Euro sind bislang in das gesamteProjekt geflossen.

Hanisch ist zuversichtlich, dass sich die «Eisenbahnwelten»irgendwann einmal rechnen. «Meine Frau ist Urschwäbin, sie übernimmtdie Pension», nennt er einen Garant für erfolgreiches Wirtschaften.Bei 60 000 bis 70 000 Besuchern jährlich würde er schwarze Zahlenschreiben. Für die Anfangszeit rechnet der Chef mit 50 000 Gästen.Rathens Bürgermeister Thomas Richter (parteilos) verspricht sich eineneue Attraktion für die gesamte Region und vor allem viele jungeLeute im Kurort. «Die Eisenbahn-Fangemeinde ist riesig. Wenn nur einBruchteil davon käme, wäre in Rathen ganzjährig großer Bahnhof.»