Gedenken Sachsen-Anhalt nimmt Abschied von Wolfgang Böhmer
Vom Chefarzt zum Regierungschef: Wolfgang Böhmer wechselte einst aus dem Gesundheitswesen in die Politik und führte Sachsen-Anhalt durch Reformen. Wegbegleiter würdigen den verstorbenen Politiker.

Magdeburg - In Magdeburg haben Vertreter aus Politik und Gesellschaft sowie viele Wegbegleiter Abschied vom früheren Regierungschef Wolfgang Böhmer genommen. Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck sagte bei dem Gedenkakt im Kloster Unser Lieben Frauen, Böhmer habe Verantwortung nicht gescheut und Freiheit gelebt. „Er tat, was getan werden musste, ohne Getöse, mit Augenmaß“, so Gauck.
Böhmer war im Juni im Alter von 89 Jahren gestorben. Der ehemalige Gynäkologie-Chefarzt war von 2002 bis 2011 Ministerpräsident Sachsen-Anhalts. Seine politische Laufbahn hatte Böhmer als Landtagsabgeordneter 1990 begonnen. Im Parlament war er zeitweise Vizepräsident und Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion gewesen.
Gauck hob Böhmers Pflichtbewusstsein und dessen Mut zu Reformen hervor. „Er nahm kein Blatt vor den Mund“, sagte er. Mit der Suche nach Lösungen und der Wertschätzung für die Freiheit sei Böhmer eine „Antithese zum Populismus“ gewesen. Zudem habe Böhmer auch mal den eigenen Leuten widersprochen und sei bereit gewesen zu lernen, so Gauck. Er sei manchmal ein knorriger, aber auch ein zugewandter Mensch gewesen.
Haseloff: „Er wurde zum Landesvater schlechthin“
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) betonte, Böhmer habe sich nach der Wende in einer historischen Umbruchszeit in die Pflicht nehmen lassen. „Wolfgang Böhmer war ein Quereinsteiger, und davon gibt es leider viel zu wenige in der Politik.“ Haseloff würdigte Böhmers Geradlinigkeit und Prinzipientreue. Ihm sei es in der Politik nicht um Inszenierung gegangen, sondern um das Wohl der Menschen. „Er wurde zum Landesvater schlechthin.“
Das Land habe in Böhmers Amtszeit einen großen Sprung nach vorn gemacht, er habe notwendige Reformen behutsam und zugleich wirkungsvoll realisiert, sagte Haseloff. Sachsen-Anhalt sei fortan nicht mehr als Schlusslicht unter den Bundesländern wahrgenommen worden. „Ich verneige mich in großer Dankbarkeit und Ehrfurcht vor Wolfgang Böhmer und seiner Lebensleistung.“