Saalekreis Saalekreis: Rasende Mäher
Halle/MZ. - Ein Spaß ist das nicht mehr, nicht mehr nur jedenfalls. "Der Trend geht eindeutig zum Zweittraktor", hat Gerald Hackauf bemerkt, der vor sieben Jahren noch mit um die Häuser gezogen war, um Starter für das erste Dornstedter Rasentraktorrennen zu finden. Damals wurden die Initiatoren vom Pfingstverein der 700-Seelen-Gemeinde hier und da noch belächelt. Klang ja auch seltsam, ihre Idee vom "Großen Preis vom Saalekreis", der auf einer Rennstrecke rund um den Festplatz auf handelsüblich Baumarkt-Mähmaschinen ausgefahren werden sollte.
Inzwischen aber hat sich das schräge Event "leicht professionalisiert", wie Hackhauf schmunzelnd beobachtet hat. Für alle Teilnehmer gelten strenge technische Regeln, die Unterkante der Sitzhöhe etwa muss mindestens 50 Zentimeter messen, der Motor darf maximal 20 PS leisten und er soll aus einem Orginal-Rasenmäher stammen. Reifengröße und Profil aber sind frei wählbar. Originale Rasenmäher-Chassis müssen verwendet werden, dürfen aber ebenso verstärkt werden wie die Lenkung.
Die führenden Rennställe mit Ambitionen auf Platz und Sieg fahren längst nicht mehr mit dem Traktor, der übers Jahr für die heimische Rasenpflege zuständig ist und die Idee des Rasenmäherrennens einst inspirierte. "Wir dachten damals, alle hier haben große Grundstücke, alle haben Rasentraktoren - warum nicht mit denen ein bisschen um die Wette rasen", erinnert sich Gerald Hackauf.
Seit der Premiere aber haben etliche Motorenöl geleckt. Der Rennspaß ist eine augenzwinkernd ernste Sache geworden, der Trend geht zu eben jenem Zweit-Trekker mit Spezialqualifikation Rennen. "Viele haben sich einen Renntraktor zugelegt", lacht Gerald Hackauf. Ein Dorf, vom ehrenwerten Ehrgeiz gepackt und vom Rennfieber geschüttelt: Starter kommen auch nicht mehr nur aus der eigenen Gemeinde, sondern auch aus Nachbarorten, und mit dem Team SM-Design ist sogar ein Traktor aus der nahen Saalestadt Halle dabei.
Es ist wie in der Formel 1: Um das letzte Quäntchen an Leistung aus den "Aufsitzmähern" (Fachbegriff) mit ihren 17 oder 20 Pferdestärken zu kitzeln, friemeln und schrauben verschwiegene Teams aus Mechanikern, Piloten und Helfern monatelang an Bremsen, Motoren, Fahrwerken und Aerodynamik. Wochen vor dem scharfen Start beginnen Experten wie Jörn Kurkhaus vom Dauer-Sieger-Rennstall Berner1 und Maik Wolke vom Team SchwarzeWolke mit scharfen Testfahren und der letzten Feinabstimmung. "Eigentlich wurde bisher jedes Jahr eine Schippe draufgelegt", analysiert Gerald Hackauf, dessen rasender Rasenmäher nach einem zweiten Platz im Jahr 2008 zuletzt vor dem Treppchen liegenblieb. Ohne dass der Inhaber einer Karosseriefirma im Dornstedter Gewerbegebiet darüber besonders verwundert gewesen wäre. "Es ist ein absoluter Drahtseilakt", erläutert Hackauf Parallelen der Rasenmäher-Rennen zum echten Formel-1-Zirkus, "je schneller man die Traktoren macht, umso schneller fallen sie auch aus."
Jedes Jahr notieren Beobachter Kolbenfresser und platzende Motoren, Favoriten bleiben plötzlich gelähmt liegen und Außenseiter schleichen dröhnend vorüber. Allerdings: Schnelligkeit allein gewinnt in Dornstedt sowieso keinen Blumentopf. Um Materialschlachten unmöglich zu machen, haben sich die Organisatoren für das Große Rennen eine Zwischenstation wie beim Biathlon ausgedacht. "Da müssen die Fahrer eine Prüfung absolvieren", erklärt Gerald Hackauf, "jeder hat so die Möglichkeit, Leistungsdefizite der Maschine durch Geschick und Glück auszugleichen".
Für die Zuschauer an der Rennstrecke, zuletzt weit über 1 000, ist der Showteil der größte Spaß, für die 15 Starter im Alter zwischen 15 und 65 Jahren hingegen eher ein notwendiges Übel. "Immerhin", freut sich Vorjahressieger Jörn Kurkhaus, "hat noch nie der schnellste Trecker gewonnen". Als Sieger geht von der Festwiese, wer vom Nachtqualifying am Sonntagabend bis zum Finale am souveränsten über die Rennstrecke kommt. Gefahren werden drei Rennläufe zu je 15 Minuten, Start zum 1. Rennen ist um 14 Uhr am Pfingstmontag, die Siegerehrung findet dann um 16 Uhr statt.