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Archäologie Rund 1.000 Funde an Mallerbacher Kapelle

Ausgrabungen der Kapelle bei Allstedt enthüllen ein bewegendes Stück Mittelalter. Fast 500 Jahre nach der Zerstörung können die Archäologen nun mehr dazu sagen, wie es hier einmal aussah.

Von dpa 14.10.2025, 04:00
Grabungen helfen, mehr über die Mallerbacher Wallfahrtskapelle zu erfahren.
Grabungen helfen, mehr über die Mallerbacher Wallfahrtskapelle zu erfahren. Heiko Rebsch/dpa

Allstedt - Archäologen haben bei Grabungen an der ehemaligen Mallerbacher Kapelle nahe Allstedt in diesem Jahr rund 1000 Funde gemacht. „Darunter sind etwa 25 Silbermünzen aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert, Pilgerzeichen, Gürtelschnallen, Messer, Hufeisen sowie eine Pfeilspitze“, sagte Projektleiter Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Außerdem seien ein Armbrustbolzen, mehrere Bleikugeln und viele Keramikscherben gefunden worden. Die Archäologen haben ihre Grabungsarbeit in der Stadt im Landkreis Mansfeld-Südharz nun beendet.

Die Mallerbacher Kapelle wurde am 24. März 1524 von Bürgerinnen und Bürgern aus Allstedt geplündert und niedergebrannt – mutmaßlich unter dem Einfluss der Predigten des Theologen Thomas Müntzer. Die Plünderung gilt als Vorbote der Bauernunruhen in Mitteldeutschland.

Die Arbeiten an der Wallfahrtskapelle waren Teil des in den vergangenen Monaten landesweit gefeierten Gedenkjahres „Gerechtigkeyt. Thomas Müntzer & 500 Jahre Bauernkrieg“. 

Hier wird Geschichte aufgedeckt

Die Funde helfen den Archäologen dabei, mehr über die Kirche im Landkreis Mansfeld-Südharz zu erfahren. „Wir haben den Nachweis, dass die Kirche bereits im 12. Jahrhundert errichtet wurde“, sagte Biermann. Sie habe ein langes Leben mit zahlreichen Umbauten gehabt - „zunächst als Dorfkirche, dann als Wegekapelle und schließlich als Wallfahrtskirche.“

Entdeckt wurden nun auch frühe Bestattungen, darunter zwei Kindergräber einer adligen Familie. Bei einem der Kinder lag ein kleines Töpfchen aus gelben Ton mit roter Bemalung - sogenannte Pingsdorfer Ware - im Grab. Das Tongefäß, benannt nach einem Ort im Rheinland, stammt aus dem 12. Jahrhundert.

Von Regenwasser geschützte tote Kinder

Zudem wurde an der Kirche ein großer Friedhof mit über 50 Gräbern entdeckt. „Besonders bemerkenswert sind etwa 25 Kindergräber direkt am Ostabschluss der Kirche“, sagte Biermann. „Hier wurden Neugeborene, totgeborene Kinder sowie kleine Kinder bestattet. Manche Gräber lagen dort, wo Regenwasser von der Kirche herabfloss, eine Art Weihwassereffekt. Offenbar bestattete man hier ungetaufte Kinder in der Hoffnung auf Marias Schutz“, erklärte der Archäologe.

Gefunden wurden außerdem auch Reste des aufgegebenen Dorfes Mallerbach. Zudem der Keller des Hauses eines alten Wächters, der bis zur Zerstörung 1524 an der Kirche lebte. „Hier gab es ein reges Leben, schriftlich wurde auch ein Jahrmarkt erwähnt“, sagte Biermann. Bis auf die Kirche verschwand die Siedlung im 14. Jahrhundert.