Rügen Rügen: Abgestürztes Flugzeug ist eine Junkers 88

Sassnitz/dapd. - Zu dieser Erkenntnis seien die Experten nach der Begutachtung von Wrackteilen gekommen, die am Donnerstag geborgen worden seien, sagte der Sprecher des Militärhistorischen Museums Dresden, Sebastian Bangert, am Freitag. Die Bergung sei vorerst eingestellt worden, weitere Hinweise auf die Insassen, deren sterbliche Überreste gefunden worden waren, seien nicht entdeckt worden.
Nach Angaben von Tauchern war der Konstruktionsunterschied unter Wasser nicht auszumachen. Erst die Begutachtung an Land habe die spektakuläre Erkenntnis gebracht, dass man hier das Standardkampfflugzeug der Luftwaffe des Deutschen Reiches gefunden habe, sagt Bangert. Das Trümmerfeld in 18 Metern Tiefe sei viel größer als zunächst vermutet.
Größer als erwartet ist auch das Flugzeug. „Wir gehen davon aus, dass noch große Teile davon tief im Schlick stecken“, sagte Restaurator Torsten Radtke. Im Unterschied zur Junkers 87 habe der zeitgleich gebaute Nachfolgetyp über zwei Motoren verfügt. Zudem sei das Fahrwerk nicht feststehend, sondern einziehbar gewesen. Der Bomber sei ebenfalls sturzkampffähig gewesen. Die Spannweite seiner Tragflächen sei mit 18,25 Metern fast vier Meter länger gewesen als die der Ju 87. Bei beiden Flugzeugtypen seien aber viele baugleiche Teile, darunter Motor und Amaturen, verwendet worden.
Bergungsaktion wird vorerst eingestellt
Die Experten gehen nun davon aus, dass der Rumpf und der komplette linke Bereich mit dem zweiten, bisher nicht gefundenen Motor noch tief im Schlick stecken. Demnach könnten auch bislang nicht identifizierte Funde mehr als 100 Meter vom Fundort entfernt von dem Flugzeug stammen.
Die gesamte Bergung der Maschine überstiegen die zeitlichen und technischen Kapazitäten der Crew an Bord des eingesetzten Bundeswehrschleppers „Spiekeroog“. Die Aktion werde gegen Abend eingestellt, sagte Bangert. Er schließe jedoch nicht aus, dass zu einem späteren Zeitpunkt auch noch die fehlenden Teilen gehoben würden.
Bis zum Freitagabend hatten die Taucher vor allem nach weiteren sterblichen Überresten der Besatzung sowie deren Erkennungsmarken gesucht - ohne Erfolg. Dafür waren weitere Teile der Flugzeugkanzel geborgen worden. Für das Museum sei das Exponat lediglich Sachträger, um über das Schicksal der Besatzung zu informieren, sagte Bangert.
Bis Kriegsende waren von den Junkers Flugzeug- und Motorenwerken in Dessau seit 1939 mehr als 14.800 Ju 88 gebaut worden, fast dreimal so viele wie die kleinere Schwestermaschine Ju 87. Dennoch seien auch von diesem Typ heute nur noch sehr wenige Oldtimer erhalten, sagte Bangert. Mit der Ära der Strahlflugzeuge wurden die meisten noch intakten Maschinen verschrottet. Etwa zehn Museumsexemplare existieren derzeit nur noch in den USA, Großbritannien, Russland, Norwegen, Griechenland und Deutschland.
