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Roy Black wird 65 Roy Black wird 65: Die Blumengestecke sind für Freitag bestellt

Von Kathrin Hedtke 23.01.2008, 14:07
Die Eheleute Irmgard und Friedhelm Tiemann sitzen in ihrem Haus in Dortmund an der ehemaligen Bar des Schlagersängers Roy Black. Die beiden zählen sich zu den engsten Vertrauten des Künstlers, der viele Jahre in ihrer Einliegerwohnung Station machte, wenn er einen Auftritt im Ruhrgbiet hatte. (Foto: dpa)
Die Eheleute Irmgard und Friedhelm Tiemann sitzen in ihrem Haus in Dortmund an der ehemaligen Bar des Schlagersängers Roy Black. Die beiden zählen sich zu den engsten Vertrauten des Künstlers, der viele Jahre in ihrer Einliegerwohnung Station machte, wenn er einen Auftritt im Ruhrgbiet hatte. (Foto: dpa) dpa

Bobingen/ddp. - Mit den Vorbereitungen für das Gedenken zum 65.Geburtstag von Roy Black am Freitag (25. Januar) ist Fanclub-ChefinUrsula Boldt so gut wie fertig: Alle Texte für die siebenseitigeVereinszeitung hat sie geschrieben, die Blumengestecke bei derFloristin bestellt. Gemeinsam mit ihrem Mann wird sich die 57-Jährigeam Samstag ins Auto setzen und fast 600 Kilometer von Soest inWestfalen nach Bobingen bei Augsburg fahren. Der erste Weg wird siezum Grab des 1991 verstorbenen Künstlers führen. «Wir legen Blumennieder, zünden Kerzen an», sagt Boldt.

Auf dem kleinen Friedhof werden auch die ersten Mitglieder desFreundeskreises Roy Black e.V. sein. Sie sehen sich zwei Mal im Jahr:im Januar zum Geburtstag und im Oktober zum Todestag des Sängers.Genau genommen sind die Fans einen Tag zu spät, denn Roy Black aliasGerhard Höllerich wurde am 25. Januar geboren. Doch das sehen sienicht so streng. «Wir legen den Termin immer aufs Wochenende, damitmehr Leute kommen.» Boldt rechnet mit höchstens 40 Teilnehmern ausganz Deutschland - wegen des «unkalkulierbaren Wetters», sagt sie.

Treffpunkt ist ein Hotel in Königsbrunn. «Das war Zufall»,berichtet die 57-Jährige. Direkt nach dem Tod ihres Idols wollte siezu dessen Grab, aber überall waren die Zimmer ausgebucht - außer inKönigsbrunn. Seither nutzen die Fans den Aufenthaltsraum für ihreErinnerungsabende. Der Ablauf ist stets ähnlich: Es wird ein kleinerAltar mit Kerzen und Fotos des Schlagerstars aufgebaut. Die Freundetauschen Zeitungsausschnitte, schwelgen in Erinnerungen und sehensich Videos mit alten TV-Auftritten an. Aus den Boxen dröhnt RoyBlack. «Das Wichtigste ist, an ihn zu denken», sagt Boldt.

Das wollen auch die Ex-Bandkollegen des Schlagersängers,allerdings einige Kilometer weiter in Bobingen. Anfangs haben dieCannons gemeinsam mit dem Fanclub gefeiert, doch das ist Jahre her.«Ihre Art von Fankult hat uns abgeschreckt», berichtet KeyboarderGünter Ortmann. Deshalb macht die Band nun ihre eigene Veranstaltung.Der Eintritt kostet 23 Euro, schwäbisches Essen inklusive, der Erlöswird einem guten Zwecke gespendet. Auf einer Leinwand werdenInterviews gezeigt, am Eingang steht ein Starschnitt.

«Wir machen Musik von ihm, über ihn und für ihn», sagt Ortmann. Erwäre glücklich, wenn 100 Besucher zu dem Konzert kämen. Mit Freundenhatte er 1963 in Augsburg eine Schülerband gegründet, «Blacky» warihr Sänger. Als alle noch im Abitur steckten, haben sie einenWettbewerb gewonnen - das war der Anfang von Roys Karriere. «Wirhaben damals Elvis und Beatles nachgesungen», erinnert sich der62-Jährige. Deshalb soll auf der Geburtstagsparty auch Rock'n'Rollgespielt werden - und Joe Cocker. «Das hat Roy immer bis zum Anschlaggehört», sagt Ortmann.

An diesen Roy Black wolle man erinnern, ihn nicht auf Hits wie«Ganz in Weiß» reduzieren. «Es wird Roy nicht gerecht, sein Andenkenauf diese Weise zu pflegen», betont der Keyboarder. Die Mitgliederdes Fanclubs hätten ihn in eine Schublade gesteckt und nie mehrrausgelassen.

Auch Fritz Tillack steht der Mythisierung kritisch gegenüber, erbetreut «Gerty's Roy Black Fanpage» im Internet. Als Redakteur desJugendmagazins «Bravo» hat er den Schlagerstar persönlichkennengelernt. Stolz erzählt der 66-Jährige, dass er von derPlattenfirma als «treuester Fan» geehrt wurde. Dennoch sagt Tillack:«Mich stört der Kult.» Deshalb wolle er mit den Cannons feiern, zumaler mit der Chefin des Fanclubs Streit habe. «Sie hat mir vorgeworfen,zu wenig für Roy getan zu haben», erinnert sich Tillack.

Zu den Regeln des Vereins gehört, dass jedes Mitglied einmal proJahr an den Veranstaltungen teilnimmt. «Es sollen schließlich allefür Roy einstehen», erklärt die Vorsitzende. Sie rufen beiWunschsendungen an, schreiben Briefe an Sender - stets mit der Bittenach mehr Roy Black. Schließlich seien die meisten Fans mit demSänger groß geworden, sagt Boldt. «Er ist ein Stück unseres Lebens.»