Robert Koch Robert Koch: Auf der Jagd nach Viren und Bakterien

HALLE/MZ. - Das ist erstaunlich, denn Robert Koch hatte sein ganzes Leben hindurch Krankheitskeime gejagt und seine Hände dabei in den größten Schmutz gesteckt. Er sammelte Proben in menschlichen Leichen und tierischen Kadavern, in verwesten Pflanzen und stinkenden Rieselfeldern - vor allem aber in den erbärmlichsten Unterkünften der Armen, immer wieder der Ausgangspunkt von Seuchen.
Während der Choleraepidemie 1866 arbeitete er als Assistenzarzt im Allgemeinen Krankenhaus in Hamburg wo die meisten Kranken eingeliefert wurden - und jämmerlich starben. Denn man konnte nichts tun, in der Zeit "vor Koch". Später kämpfte er gegen Schlafkrankheit in Ostafrika, Beulenpest in Indien und Typhus im Ruhrgebiet. Robert Koch war immer da, wo Menschen durch Epidemien in großer Zahl starben. Und trotzdem überlebte er 66 Jahre lang.
In der Karriere Robert Kochs lief eigentlich alles ungewöhnlich - er startete als Hausarzt in der Provinz und endete als Nobelpreisträger und Superstar. Er stammte nicht aus einer Ärztedynastie, sondern wurde als drittes von 13 Kindern eines Bergrates in Clausthal geboren. Er arbeitete zunächst in kleinen Städtchen wie Langenhagen, Wollstein oder kurz in Breslau. Er startete sein Medizinerleben als Hausarzt. Mehrmals musste er aufgeben und die Praxis schließen, einfach weil er pleite war.
Aber der Provinzmediziner war auch ein Forscher - in der freien Zeit und in den Hinterzimmern seiner Praxen. Genau dort gelang es ihm, Milzbrandbakterien zu züchten, ein erster Durchbruch. Aber dabei blieb es nicht. Robert Koch löste die Probleme seiner Zeit gleich serienweise - ein Erfinder und Universalgenie wie einst Leonardo da Vinci. Natürlich war Koch nur ganz am Anfang allein und wurde später Kopf eines Teams - eine seiner wichtigsten Fähigkeiten war es offensichtlich, hoch qualifizierte Mitarbeiter um sich zu scharen. Den größten Erfolg feierte er 1882, als er - mittlerweile "Kaiserlicher Geheimer Regierungsrat" am Berliner Institut für Physiologie - die Entdeckung des Tuberkuloseerregers verkündete. Die Nachricht war eine Sensation, denn Tuberkulose war nicht irgendeine Krankheit. Sie, die "weiße Pest", war für bis zu 20 Prozent aller Todesfälle in Europa verantwortlich - vor allem die Jüngeren starben daran.
Am 10. Dezember 1905 schließlich erhielt er den Nobelpreis für Medizin. Fünf Jahre später starb er in Baden-Baden.