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Miese Masche auf Facebook Ridge Rider, Boomerang, Tandem: Betrug mit E-Bikes von Pedego

Von Steffen Könau 15.09.2017, 06:00
Fröhliche Menschen, die auf Edel-E-Bikes radeln, für die sie nur 99 Euro bezahlt haben: Betrüger zocken Facebook-Nutzer mit dieser Masche ab.
Fröhliche Menschen, die auf Edel-E-Bikes radeln, für die sie nur 99 Euro bezahlt haben: Betrüger zocken Facebook-Nutzer mit dieser Masche ab. Pedego

Fountain Valley - Die giftgrünen Naben am Trail Tracker sind der Hingucker. Und dann dieser Preis! Tausende und aber Tausende Nutzer staunen in diesen Tagen über Werbeanzeigen beim sozialen Netzwerk Facebook: Ein Elektro-Fahrrad, das ursprünglich mehr als 1 600 Euro gekostet hat, für nur noch 86,99 Euro? Inklusive weltweitem Versand?

Ein Traum, der nach einem Klick auf die in den Anzeigen verlinkten Shopping-Seiten noch schöner wird. Was immer sich der Kunde wünscht, der schon lange auf ein modernes Elektro-Bike zu bezahlbaren Preisen wartet, hier wird es erfüllt.

„Ridge Rider“, „Boomerang“ und Tandem - meist sind die Preise noch stärker gefallen: Das besonders interessant designte Modell Super Cruiser war ursprünglich mit mehr als 3 600 Euro ausgepreist. Und ist nun für unter 120 Euro zu haben. Wahlweise darf sich der Käufer sogar eine stärkere Batterie dazu aussuchen. Ohne Aufpreis.

Auffallend, dass mehrere Internetseiten, die auf Facebook werben, genau dieselben Fahrräder anpreisen und zum Verkauf exakt denselben Shop-Baukasten verwenden. Zudem nutzen sie gern die von der Firma Mindsandmachine vergebene Domainendung „vip“, deren rudimentäre öffentliche Datenbanken Domaininhabern derzeit absolute Anonymität garantieren.

Betrug mit E-Bikes auf Facebook: Chinesische Shops wollen Kunden abzocken

Die benötigen die Initiatoren von Shops wie depe.vip, pede.vip oder pedogo.vip auch dringend, denn bei den Angeboten auf allen Seiten handelt es sich um ein großangelegtes und von langer Hand geplantes Betrugsmanöver.

„Das sind betrügerische Seiten, die aus China stammen“, erklärt Steve Lindenau, der beim echten kalifornischen Unternehmen Pedego - nicht Pedogo - arbeitet, dessen Fahrräder die Betrüger als Lockvögel benutzen.

Dabei haben sie an alles gedacht: Hunderte Fotos wurden von der echten Pedego-Homepage gestohlen und auf eine unbekannte Zahl gefälschter Shop-Seiten geladen.

Um die Seriösität des angeblichen Angebotes zu betonen, verfügen alle Homepages über Hinweise auf Garantiebedingungen und Kontaktformulare, es gibt Schnappschüsse aus einem Ladengeschäft und Radfahrer, die zufrieden auf ihrem E-Bike durch hübsche Landschaften rollen.

E-Bikes im Internet kaufen: Kunden sollten genau hinschauen

Sogar die spannende Start-up-Geschichte der echten Pedego-Firma aus den USA findet sich penibel aufgeführt - allerdings nur als Foto des Originals, so dass Suchmaschinen die gestohlene Gründerstory nicht finden. Und die echten Gründer so nicht bemerken können, dass ihnen gerade das Geschäft geplündert wird.

Nur wer genau hinschaut, bemerkt das fehlende Impressum, die Abwesenheit einer Telefonnummer oder Firmenadresse. Auffallend auch: Vom angeblichen Inhaber, einem Mann aus der nicht existierenden Stadt Wagner im District of Columbia/USA führen Spuren zu weiteren zwei, drei Dutzend Internetseiten, über die E-Bikes, aber auch Sonnenbrillen, modische Kleidung und günstige Elektrogeräte vertrieben werden.

Alle Seiten sind auf Servern in Frankreich und Deutschland abgelegt, Spuren von dort führen über eine E-Mail-Adresse, die immer wieder verwendet wird, allerdings in die ostchinesische Stadt Quzhou, von der aus ein Ling Zhang das ganze Schwindelgeschäft leitet.

Von einem Büro in der Cha Yuan-Straße regiert seine Firma „Szsamfu Trade“ ein ganzes Imperium an Schwindelshops. Das Konzept: Ein paar Dollar werden in Facebook-Werbung angelegt, die Kunden auf die Seiten mit den extremen Billigangeboten lockt. Der eine oder andere riskiert dann trotz aller Zweifel hundert Euro, um zu sehen, ob es nicht vielleicht doch klappt mit dem Edel-E-Bike für hundert Euro.

Nein, tut es nicht, wie erste Erfahrungsberichte im Netz zeigen.

Die MZ hat bei Ling Zhang nachgefragt, wie viele Seiten er genau betreibt, wie viele Bestellungen inzwischen eingetroffen sind und was mit Kreditkartendaten der Kunden geschieht. Eine Antwort ist nicht gekommen. Dafür hat Steve Lindenau von Pedego angekündigt, „dass wir versuchen, alle diese Seiten schließen zu lassen.“ vepe.vip war noch während der Recherche zu diesem Text aus dem Netz verschwunden. (mz)