Rechtsstreit Rechtsstreit: Beim Erwachen war der Busen ungewollt größer

Kassel/dpa. - Gegen ihren Willen sind einer Frau in KasselBrustimplantate eingesetzt worden. Die 33 Jahre alte Petra Kördel ausdem nordhessischen Guxhagen hat das Kasseler Rot-Kreuz-Krankenhausverklagt, weil sie nach einer Brustoperation mit 200 Gramm Silikon injeder Brust aufgewacht sei, wie Kördel am Freitag der dpa sagte unddamit einen Bericht der «Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen»bestätigte. Ein solcher Eingriff sei weder geplant gewesen, noch habesie jemals einen solchen Wunsch geäußert. Die Klinik bestätigte dies,beruft sich aber auf medizinische Notwendigkeiten, weil sonst dieBrustwarzen der Frau abgestorben wären.
«Ich habe fast 100 Kilo abgenommen und mir danach im KasselerKrankenhaus schon den Bauch straffen lassen. Die Brust-OP sollte nurder Abschluss sein», sagte Kördel. Sie habe ihr Leben lang unterÜbergewicht gelitten und deshalb auch keine Kinder kriegen können.«Nachdem ich von 159 auf 67 Kilo runter war, klappte es plötzlichauch mit dem Kind. Jetzt wollte ich nur noch eine kleine, schöneBrust haben.» Nach der Operation habe sie aber Brustimplantate gehabtund zudem ihre Tochter nicht stillen können. «Da ist jetzt einFremdkörper in meiner Brust. Der muss wieder raus.»
Das Krankenhaus bestätigte den «Zusatzeingriff», wollte unterVerweis auf die ärztliche Schweigepflicht aber nicht ins Detailgehen. «Ich kann nur so viel sagen, dass der Hautüberschuss nach demextremen Gewichtsverlust die Durchblutung der Brustwarzen unmöglichmachte. Sie wären abgestorben, wenn wir nicht die stützendenImplantate eingesetzt hätten», sagte KlinikgeschäftsführerinElisabeth Deterding. Möglicherweise könnten die Silikonpolsterentfernt werden, wenn sich die Durchblutung wieder entwickelt. «Einärztliches Gutachten hat aber bestätigt, dass keine Fehler gemachtwurden.»
Kördel bezweifelt diese Studie und spricht von einemGefälligkeitsgutachten eines mit dem Arzt befreundeten Kollegen. «Esgibt nicht nur Widersprüche, es gibt auch Ungereimtheiten in derPatientenakte. So fehlen Aufzeichnungen über OP-Verlauf und Narkose.An manchen Stellen wurde offensichtlich etwas dazu geschrieben, ananderen mit Tipp-Ex etwas unkenntlich gemacht.» Die Brustimplantatewürden jetzt in einer Bonner Spezialklinik entfernt. «Wie die ersteOperation wird auch dieser Eingriff von der Krankenkasse bezahlt. Indiesem Fall wird die Kasse allerdings Regressforderungen an dasKrankenhaus stellen.»