"Zweifel am dringenden Tatverdacht" Rebecca aus Berlin vermisst: Haftbefehl gegen Schwager aufgehoben - kein dringender Tatverdacht

Im Fall der seit fast fünf Wochen vermissten 15-jährigen Rebecca aus Berlin ist der Haftbefehl gegen den Schwager des Mädchens aufgehoben worden.
Zu den Gründen erklärte die Berliner Generalstaatsanwaltschaft am Freitag, der zuständige Ermittlungsrichter habe wegen des aktuellen Ermittlungsstandes „Zweifel am dingenden Tatverdacht“ gegen den 27-Jährigen.
Der Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Tiergarten habe den Haftbefehl gegen den Beschuldigten wegen Totschlags daher aufgehoben. Die Staatsanwaltschaft hält die Entscheidung „im Hinblick auf die gegenwärtig bestehende Beweislage“ für vertretbar und will daher zum jetzigen Zeitpunkt keine Beschwerde dagegen einlegen. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft gehen die Ermittlungen und die Suche nach Rebecca „mit unveränderter Intensität“ weiter.
Suche nach Rebecca: Mehrfach Waldstücke in Brandenburg und einen See abgesucht
Neue Erkenntnisse gebe es derzeit nicht. Bereits mehrfach hatte die Polizei Waldstücke in Brandenburg und einen See nach Rebecca abgesucht - bislang ohne Ergebnis. Die Ermittler gehen nach eigenen Angaben nicht davon aus, das Mädchen lebend zu finden.
Rebecca hatte sich am 18. Februar morgens bei ihrer Schwester und ihrem Schwager im Berliner Stadtteil Britz aufgehalten. Sie kam danach nicht zur Schule. Der 27 Jahre alte Schwager galt bislang als tatverdächtig und saß in Untersuchungshaft.
Sein Auto war den Ermittllungen zufolge durch eine Überwachungsanlage in Brandenburg erfasst worden - und zwar am Tag von Rebeccas Verschwinden sowie erneut am Tag danach.
Chronologie: Ein Monat vergebliche Suche nach Rebecca
Seit genau vier Wochen sucht die Berliner Kriminalpolizei nach der verschwundenen Rebecca. dpa dokumentiert die Einsätze:
18. Februar: Die 15-jährige Rebecca aus Berlin-Neukölln wird von ihrer Familie als vermisst gemeldet. Sie hatte bei ihrer älteren Schwester und deren Familie im Stadtteil Britz übernachtet und kam morgens nicht in die Schule.
21. Februar: Die Polizei veröffentlich ihre erste Suchmeldung. Eine Schwester von Rebecca bittet im Internet um Hilfe.
23. Februar: Die Polizei gibt eine ausführliche Mitteilung mit Fotos von Rebecca und ihrer Kleidung heraus. Es könne nicht mehr ausgeschlossen werden, „dass das Mädchen einer Straftat zum Opfer gefallen ist“, heißt es dort. Daher ermittele jetzt eine Mordkommission der Kriminalpolizei.
26. Februar: Nachdem Verwandte von Rebecca bereits Flugblätter mit ihrem Foto verteilten, starten eine Schwester und Freunde eine Suchaktion im Stadtteil Rudow.
27. Februar: Die Polizei setzt einen Hubschrauber ein und durchsucht Parks und Altkleidercontainer in Britz.
28. Februar: Der 27-jährige Schwager von Rebecca wird von der Polizei als Verdächtiger festgenommen.
1. März: Die Polizei durchsucht das Haus der Schwester. Der Schwager wird wieder freigelassen, weil ein Ermittlungsrichter keinen dringenden Tatverdacht erkennt.
4. März: Nachdem die Staatsanwaltschaft Beschwerde gegen die Freilassung des Verdächtigen einlegt, erlässt ein anderer Richter einen Haftbefehl wegen des dringenden Verdachts des Totschlags. Der Schwager wird verhaftet und kommt in Untersuchungshaft.
6. März: Die Polizei veröffentlich Fotos des Schwagers und seines Autos. Der Wagen wurde nach dem Verschwinden von Rebecca und am Abend des nächsten Tages auf der Autobahn A 12 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) von Kameras erfasst. Am Abend tritt Hauptkommissar Michael Hoffmann in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ auf und berichtet über den Fall. Er spricht von „seltsamen und klärungsbedürftigen Fahrten mit dem Auto“.
7.-9. März: Die Polizei geht einem Hinweis nach und durchkämmt mit einer Hundertschaft und Hunden ein Waldgebiet nahe dem Ort Kummersdorf südöstlich von Berlin. Dabei sind bis zu zwölf Suchhunde aus Berlin, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern: Sechs Leichenspürhunde und sechs Suchhunde für lebende Menschen.
Rebeccas Familie beteuert die Unschuld des Schwagers. Er habe alle Indizien widerlegt und auch die Fahrten nach Brandenburg erklärt, sagen Vater und Mutter in Interviews. Inzwischen sind mehr als 1000 Hinweise eingegangen.
12./13. März: Bei dem Ort Rieplos nahe der Autobahn suchen Kriminaltechniker mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks (THW). Sie vergleichen Reifenspuren. Das THW setzt ein Bodenradargerät ein.
16. März: Die Polizei sucht mit Hunden entlang der Autobahn zwischen Berlin und der Grenze zu Polen.
18./19. März: Die Mordkommission nimmt sich den Wolziger See südlich der Autobahn vor. Hundeführer aus Nordrhein-Westfalen fahren mit Leichenspürhunden auf einem Boot über den See. Die Hunde können Leichen durch aufsteigende Verwesungsgase riechen.
20. März: Die Polizei sucht den Grund des Sees mit einem Echolot von einem Boot aus ab. Taucher steigen ins Wasser.
21. März: Erneut werden Spürhunde an der Autobahn eingesetzt.
22. März: Rebeccas Schwager wird aus der Haft entlassen.
(afp/dpa)