Raumfahrt Raumfahrt: Sonde «Mars Odyssey» erreicht Umlaufbahn

Washington/dpa. - «Das waren die längsten 20 Minuten meines Lebens», sagte einMitarbeiter. Der scheidende Chef der US-Raumfahrtbehörde DanielGoldin umarmte seine Kollegen und sagte strahlend: «Das ist doch einbesseres Gefühl als das vor ein paar Jahren. Stimmt's? Jetzt habenwir gezeigt, dass wir nach ein paar Rückschlägen doch zum Sieg inder Lage sind.»
Im September 1999 war eine Sonde zur Mars-Klimaerforschungentweder auf den Mars gestürzt oder in seiner Atmosphäre verglüht.Nur drei Monate später verschwand eine andere Sonde während ihresManövers zur Landung auf dem Planeten. Als Konsequenz aus denMisserfolgen hatte die NASA ihr gesamtes Mars-Forschungsprogrammrevidiert und an der Sonde «2001 Mars Odyssey» zahlreiche Änderungenvorgenommen.
Die Sonde war am 7. April in Cape Canaveral (Florida) gestartetund erreichte den Mars nach vier Kurskorrekturen. Um 4.26 Uhr MESZam Mittwochmorgen begann ein knapp 20 Minuten langes Bremsmanöver,um «Mars Odyssey 2001» mit Hilfe der Anziehungskraft des Mars ineine zunächst elliptische Umlaufbahn zu «zerren». Unmittelbar nachBeginn der Operation sollte ein kleines Signal von der Sonde dasZünden der Bremsraketen signalisieren. Die ersehnte «Botschaft» ließaber viereinhalb Minuten auf sich warten. «Da habe ich doch etwasgezittert», sagte Projekt-Manager Matt Landano.
Dann verschwand die Sonde planmäßig hinter dem Planeten undkonnte erwartungsgemäß nichts mehr von sich hören lassen. Als sie 20Minuten später wieder auftauchte, konnten die NASA-Mitarbeitersicher sein, dass das Bremsmanöver geklappt hatte. Während dernächsten Wochen soll die eiförmige Umlaufbahn Schritt für Schritt ineine niedrigere Kreisbahn umgewandelt werden. Hat die Sonde denendgültigen Orbit erreicht, können die Experimente beginnen.
Ein Gamma-Strahlen-Spektrometer soll die chemischeZusammensetzung der Oberfläche erkunden - auf der Suche nach Spurenvon Wasser aus der fernen Vergangenheit. Das Gerät funktioniert wieeine «virtuelle Schaufel»; es kann also auch unter der Oberflächebefindliche Spuren entdecken. Ein Neutronen-Spektrometer soll nachZeichen von Wasserstoff im Boden forschen. Eine Infrarot-Kameraschließlich späht auf der dunklen Seite des Mars nach etwaigenStellen, an denen Wasser oder andere Flüssigkeiten an die Oberflächedurchsickern könnten.
Neben der Suche nach Wasser in Form von Eis oder Überrestenheißer Quellen geht es der NASA vor allem um die Vorbereitungkünftiger Missionen. So soll das Strahlenmessgerät MARIE möglichegefährliche Strahlungen auf der Marsoberfläche aufspüren. Diegewonnenen Erkenntnisse sollen helfen, geeignete Landestellen fürzwei Mars-Roboter zu finden, deren Besuch auf dem Planeten für dasJahr 2004 geplant ist.
Als Folge der Sonden-Pleiten von 1999 wurden an «Mars Odyssey»Dutzende Änderungen vorgenommen. Unter anderem wurden in dieSoftware alle Entfernungsangaben sowohl in Metern als auch inamerikanischen Maßeinheiten eingegeben. Der Verlust der Klima-Sondewar nämlich darauf zurückzuführen, dass Techniker den amerikanischen«Fuß» und Meter durcheinander gebracht hatten.
