Raumfahrt Raumfahrt: Aufbau einer Mondbasis ist ab 2020 geplant
Halle/dpa. - Nach Umfragen in den USA glauben zwischen zehn und 15 Prozent der Amerikaner nicht daran, dass Neil Armstrong und Edwin Aldrin tatsächlich auf dem blassen Erd-Nachbarn waren.
Einige entwickeln dabei einen geradezu missionarischen Eifer, der selbst den besonnensten Astronauten schon mal aus der Fassung bringt - so geschehen nach einem Vortrag von Edwin Aldrins in einem Hotel in Beverly Hills. Bart Sibrel, der sich als investigativer Journalist bezeichnet, forderte Aldrin mehrfach dazu auf, mit der Hand auf der Bibel zu schwören, dass er wirklich auf dem Mond war.
Da Aldrin der Aufforderung nicht folgte, legte Sibrel mit Schimpfworten wie "Dieb", "Feigling" und "Lügner" nach. So etwas wollte der 73-jährige sich dann doch nicht gefallen lassen. Kurzerhand stoppte er den Redefluss seines jüngeren Gegenübers mit einem Kinnhaken. Das war vor sieben Jahren.
Inzwischen hat die NASA sich entschlossen, neue Beweise für die Apollo-Mondlandungen zu beschaffen. Seit wenigen Wochen kreisen wieder zwei amerikanische Satelliten um den Mond. "Schon bald", so Grey Hautaluoma, NASA-Pressesprecher in Washington, "wird es neue Bilder von den zurückgelassenen Gerätschaften wie Landegestelle und Mondrover geben." Ob diese Bilder die Skeptiker überzeugen werden, darf jedoch bezweifelt werden. Überzeugender wäre es, würden Menschen zum Mond zurückkehren.
Genau das hatte der ehemalige Präsident George W. Bush vor fünf Jahren angekündigt. Angesichts des Verlustes von zwei Space Shuttle und deren Besatzungen will die NASA neue, sicherere Raketen und Kapseln bauen. Um das Jahr 2015 sollen damit Astronauten zunächst zur Raumstation ISS und vier Jahre später zum Mond fliegen. Und diesmal sollen die Astronauten nicht nur wenige Tage auf dem Erd-Nachbarn bleiben, sondern mindestens zwei Wochen.
Schritt für Schritt sollen sie eine Mondbasis aufbauen, so die NASA Pläne für die Jahre 2020. Doch vor wenigen Wochen wurden die für das kommende Jahr notwendigen Finanzmittel vom US-Repräsentantenhaus um 670 Millionen US-Dollar gekürzt. Steve Cook, Projektmanager der Ares-1-Rakete am Marshall-Raumfahrtzentrum in Huntsville, Alabama, schätzt die Kosten für die Entwicklung der neuen Rakete und der Raumkapsel auf 35 Milliarden US-Dollar.
Der Aufbau einer ständig besetzten Mondbasis dürfte nach Berechnungen des US-Rechnungshofs aber 230 Milliarden Dollar kosten. Angesichts der globalen Finanzkrise und fehlender wirtschaftlicher Anreize kann bezweifelt werden, ob die USA diese Summe in den kommenden zehn Jahren aufbringen kann. Mit rund 100 Millionen US-Dollar deutlich billiger sind Mondflugtickets, die das Weltraumtourismus-Unternehmen Space Adventures anbietet.
Space Adventures vermarktet Mitflüge in den russischen Sojus-Kapseln, die vor 50 Jahren für das Wettrennen zum Mond konstruiert wurden. Nachdem der Wettlauf für die damalige UdSSR verloren ging, dienen sie bis heute als Crewtransporter zu Erdumlaufstationen. Doch nach einigen Modernisierungen, die in zwei bis drei Jahren abgeschlossen sein sollen, sollen sie Touristen in eine Umlaufbahn um den Mond bringen, verspricht Eric Anderson, Chef des Unternehmens. Landen könnten die Mondtouristen allerdings nicht, denn weder die Amerikaner noch die Russen verfügen derzeit über die notwendige Technik zu einer solchen Landung.
Dass Menschen eines Tages wieder zum Mond zurückkehren werden, steht für viele Raumfahrer und Wissenschaftler außer Frage. Aber wann und wer als nächster seine Fußstapfen im staubgrauen Sand des Erd-Nachbarn verewigen wird, ist offen. Vielleicht wird es ein Chinese sein. China verfolgt seit Jahren ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm, in dem Prestigedenken eine große Rolle spielt. Mit einer bemannten Mondlandung könnte es dem eigenen Volk und der Welt signalisieren, dass es wirtschaftlich und technologisch die Führerschaft übernimmt.
