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Psychologie Psychologie: Warum machen Psychotests Spaß?

Von Nadine Hantke 02.03.2010, 07:51
Kreuzchen oder Klick - Psychotests gibt es heute auch online. (FOTO: Jens Schierenbeck/dpa)
Kreuzchen oder Klick - Psychotests gibt es heute auch online. (FOTO: Jens Schierenbeck/dpa) tmn

Freiburg/Potsdam/dpa. - Antworten auf solche Fragen geben Lesern Psychotests.Wer seine Kreuzchen macht, sollte das Ergebnis nicht allzu ernstnehmen. Ein wenig Orientierung und Unterhaltung bieten sie aberallemal.

Psychotests versprechen schnelle Lebenshilfe. Besonders Frauenscheinen ein Faible für diese Art der Fragebögen zu haben: Sind esdoch fast ausnahmslos Frauen- und Mädchenzeitschriften, in denen sichregelmäßig Antworten auf wichtige und weniger wichtige Lebensfragenfinden: «Liebt er mich wirklich? », «Bist Du eine gute Freundin?»,«Wie hoch ist Ihr Erfolgspotenzial?» oder «Welcher Dirndl-Typ sindSie?».

«Frauen sind für solche Dinge empfänglicher», sagt der PsychologeMichael Ziegelmeyer aus Freiburg. Doch auch in Männerzeitschriftenfinden sich mittlerweile ab und an Tests - Männer wollen offenbaraber lieber herausfinden, ob sie Grillexperten oder wie gut ihreVerführer-Qualitäten sind. All das erklärt noch nicht, warum vielegleich zum Stift greifen, wenn sie auf einen Test stoßen.

«Es ist die pure Neugier, etwas über sich zu erfahren. Das ist einelementares, menschliches Grundbedürfnis», erklärt Ziegelmeyer - obes darum geht, welcher Hauttyp jemand ist oder ob der aktuellePartner zu einem passt. Psychoteste befriedigen aber noch einweiteres Bedürfnis - das nach Sicherheit, sagt Psychologe GerdReimann aus Potsdam: «Menschen suchen immer einen Strohhalm, an demsie sich festklammern können. Diese Tests geben vor, was für einePersönlichkeit man ist, und das möchte man dann auch glauben.»Beliebt seien Psychotests außerdem, weil die Anonymität gewahrtbleibt. «Wenn man zum Psychologen oder Psychiater geht, muss man sichouten.»

«Häufig geht es bei uns um die Themen Selbstfindung undSelbstbewusstsein», sagt Annette Hohberg, Ressortleiterin bei der inMünchen erscheinenden Zeitschrift «myself». Im Online-Auftritt derZeitschrift gehöre die Rubrik «Psychotests» zu den am häufigstenaufgerufenen Seiten. Eine profunde Analyse oder garwissenschaftlichen Anspruch sollten Leserinnen und Leser nicht inihnren suchen: Die meisten Psychologen stufen Psychotests allein alsUnterhaltung ein.

«Diese Tests haben mit Wissenschaft nichts zu tun, sie unterliegenkeinen wissenschaftlichen Testkriterien», sagt Psychologe Hagen Seibtaus Bochum. Häufig sei es so, dass es nur drei Ergebniskategoriengibt: «Das sagt inhaltlich nichts aus.» Und so basierten diePsychotests ausschließlich auf Auskünften, die der Leser oder dieLeserin selbst gibt. «Daher findet keine Objektivierung der Angabenstatt», erläutert Ziegelmayer.

Annette Hohberg sieht die Psychotests aber auch als Lebenshilfe -«wenn man manchen Themen auch mit einem Augenzwinkern begegnensollte», schränkt die Redakteurin ein. Bei der «myself» würden diePsychotests in Zusammenarbeit mit einer Psychologin erstellt. «Soeinen Test kann allerdings auch jeder entwerfen, der ein wenigKreativität hat und sich einigermaßen mit Fragebögen auskennt»,findet Seibt.

Für Hohberg ist das nicht das Entscheidende. «Wichtig ist: Mankann in sich hineinhorchen. Manche Fragen regen das Nachdenken übersich selbst an.» Außerdem lernten Leser und Leserinnen, wie ehrlichsie mit sich selbst umgehen. Zwar hat bei der Auswertung jeder wohlschon einmal gemerkt, welche Kreuzchen in welche Ergebniskategoriemünden. Bei der «myself» versuchen die Macherinnen daher, die Testsso zu gestalten, dass das System nicht gleich durchschaubar ist. «Nurehrliche Antworten bringen ehrliche Ergebnisse» erklärt Hohberg.

«Einen fundierten Persönlichkeitstest zu entwickeln, dauertmehrere Jahre», hält Ziegelmayer dem entgegen. Das könntenZeitschriften gar nicht leisten. Trotzdem sei es jedem möglich, einenNutzen aus den Tests ziehen: «Wenn ich mir selbst und den Psychotestsgegenüber selbstkritisch bin und über die Ergebnisse nachdenke -besonders wenn sie nicht so sind, wie ich sie erwartet habe -, dannbeschäftige ich mich mit mir selbst. Das ist immer positiv», findeter. Wer sich also vergegenwärtigt, dass Psychotests mit Wissenschaftnicht viel zu tun haben, kann sich getrost auf die «Reise ins Ich»einlassen.