Prozesse Prozesse: Gutachter sagt im Fall Vanessa aus

Augsburg/dpa. - Mit Messerstichen von fast unvorstellbarer Wucht ist die zwölfjährige Vanessa nach Angaben eines Gerichtsmediziners getötet worden. «Vanessa war nicht in der Lage, sich zu wehren», schilderte Prof. Wolfgang Eisenmenger am Montag vor dem Landgericht Augsburg den qualvollen Tod des Mädchens. Dem 20 Jahre alten Angeklagten wird in dem Mordprozess zur Last gelegt, im Fasching 2002 als Tod verkleidet in das Elternhaus von Vanessa eingedrungen zu sein und das schlafende Mädchen umgebracht zu haben.
Das Mädchen habe insgesamt 27 Stich- und Schnittverletzungen erlitten, sagte der Gerichtsmediziner. «Es ist mit großer Wucht zugestochen worden.» Dies sei allein schon daran zu erkennen, dass mehrere Stiche an Brustbein und Rippen zu erheblichen Knochenverletzungen geführt hätten. Außerdem habe der Angeklagte offenbar fast wie besinnungslos immer wieder zugestochen. Die Tatwaffe wurde später blutverschmiert rund 50 Meter vom Tatort entfernt gefunden.
Der «absolut tödliche Stich» traf den Angaben zufolge die linke Lunge und durchtrennte die Hauptschlagader. Das im Schlaf überraschte Mädchen sei bewusstlos geworden und verblutet, sagte Eisenmenger. Die Schülerin sei somit nicht sofort tot gewesen. Es habe aber keine Chance gehabt, sich zu wehren.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hat der Angeklagte - ein Fan von Horrorvideos - die Tat vorsätzlich begangen, um Macht über andere Menschen auszukosten. Der angeklagte Metallbau-Lehrling bestreitet dagegen jeden Vorsatz. Er sagte aus, er habe das Mädchen mit seiner schaurigen Maskerade nur erschrecken wollen und dann bei ihrem Erwachen «aus Angst» zugestochen. Nach Angaben des Gerichtsmediziners ergaben sich keine Hinweise auf einen sexuellen Hintergrund der Tat.
Der Prozess wird voraussichtlich länger als geplant dauern. Die Staatsanwaltschaft wies in einer Verhandlungspause auf eine Reihe offener Fragen hin und bezweifelte, dass bereits an diesem Mittwoch wie zunächst vorgesehen das Urteil fallen könne.

