Ungleichheit im Alter Niedrigste Frauenrente im Land: Leer ist Schlusslicht
Im Landkreis Leer fällt die Rente für Frauen besonders niedrig aus. Eine neue Studie zeigt, wie groß die Lücke zwischen den Geschlechtern bei der Altersversorgung noch immer ist.

Leer/Bremen - Nirgendwo in Niedersachsen haben Frauen im Jahr 2023 so wenig gesetzliche Rente erhalten wie im Landkreis Leer: Im Schnitt seien es 682 Euro pro Monat gewesen – 27 Prozent weniger als der damalige Bundesdurchschnitt von 936 Euro. Das geht aus einer Studie des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) und des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos hervor.
Besonders deutlich sei in Leer auch die Lücke zu den Männern gewesen: Diese hätten fast doppelt so hohe Rentenzahlbeträge bezogen wie Frauen. Als Rentenzahlbetrag gilt die gesetzliche Nettorente nach Abzug von Beiträgen zur Kranken- und Pflegeversicherung.
Auch das benachbarte Bremen habe unter dem Bundesdurchschnitt gelegen: Frauen hätten dort durchschnittlich 877 Euro Rente im Monat erhalten – 6 Prozent weniger als im Bundesschnitt. Männer seien in der Hansestadt auf 1.346 Euro gekommen.
Ein strukturelles Problem
Die Ursachen für den sogenannten Gender Pension Gap sind laut Studie strukturell. Frauen hätten häufiger in Teilzeit gearbeitet, Erwerbsunterbrechungen gehabt oder in schlechter bezahlten Berufen gearbeitet. Das habe zu niedrigeren Rentenansprüchen geführt, heißt es von der GDV.
Positiv sei die Entwicklung der letzten Jahre gewesen: In Niedersachsen seien die Frauenrenten zwischen 2013 und 2023 um 67 Prozent gestiegen, bei den Männern nur um 30 Prozent. Bundesweit habe sich ein ähnlicher Trend gezeigt.
Die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern betrifft laut Studie aber nicht nur die gesetzliche Rente, sondern auch die betriebliche und private Altersvorsorge. Die Versicherungswirtschaft fordert daher Reformen zur Stärkung kapitalgedeckter Systeme. Nötig seien einfachere Fördermodelle, bessere Renditechancen und gezielte Unterstützung für Familien und Geringverdiener.