Prozess Prozess: Was geschah mit «Mombasa Joe» wirklich?

Hildesheim/dpa. - . AmMontag (15.6.) ist es nun soweit: Als viertes Gericht wird sich dasLandgericht Hildesheim mit der Frage beschäftigen, was genau am Abenddes 14. Januar 2000 am weißen Traumstrand der kenianischenFerieninsel Lamu passiert ist. «Ich gehe lieber ins Gefängnis alsetwas zuzugeben, was ich nicht getan habe», sei die Haltung desPrinzen in dieser Sache, sagt sein Frankfurter Anwalt Hans WolfgangEuler.
Unstrittig ist bisher nur soviel: Der Adlige attackierte damalsauf Lamu den Discobesitzer Josef Brunlehner, unter Freunden auch als«Mombasa Joe» bekannt. Der Prinz, der auf der kleinen Insel imIndischen Ozean seit Jahrzehnten eine Ferienvilla besitzt, warerzürnt: über den Lärm und die Laser-Show von Brunlehners neuer Discoauf einer Nachbarinsel, die die paradiesische Ruhe auf Lamu störte.Also schlug Ernst August zu, als er den Hotelbesitzer zufällig amStrand traf. «One for the music, one for the light.» Und der Adligeselbst sagte zwei Tage später der Deutschen Presse-Agentur dpafreimütig: «Dieser Mann ist ein Zuhälter und ich habe die großeFreude gehabt, diesem Mann eine links und rechts zu geben.»
In der Wiederaufnahme des Prozesses geht es nun also nicht um dieFrage, ob der Adlige zulangte, sondern vielmehr, wie er es tat. WarErnst August bei dem Vorfall betrunken? Der Chef des Welfenhausesbestreitet das, obwohl sein früherer Anwalt es vor Gericht sodargestellt hatte, um den Richtern einen Anhaltspunkt für eine«verminderte Schuldfähigkeit» des Prinzen zu liefern. Und hatte ErnstAugust bei der Tat einen Gegenstand, etwa einen Schlagring in derHand? Auch das hatte der erste Verteidiger des Prinzen zumindestnicht ausschließen können. Er gab im Namen des Adligen eineentsprechende Erklärung vor Gericht ab, auch, um mit diesem Deal eineEinstellung anderer Verfahren gegen Ernst August zu erreichen.
Strittig ist ferner, wie schwer die Blessuren des Discobesitzerstatsächlich waren. Ein Gutachter attestierte damals, sie seien«potenziell lebensbedrohlich» gewesen. Der Anwalt des Prinzenhingegen erklärte, der Discobesitzer habe «der Öffentlichkeit mitHilfe Dritter medienwirksam ein Schauspiel abgeliefert». So sollenzwei kenianische Ärzte inzwischen ausgesagt haben, das Opfer habeseine schweren Verletzungen lediglich simuliert. Der Discobesitzerbestreitet dies.
Für den neuen Prozess sind zehn Verhandlungstage angesetzt. Miteinem schnellen Abschluss oder einem Deal hinter den Kulissen rechnetin Hildesheim bisher niemand: «Es deutet nichts auf eineVerfahrensbeschleunigung», sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft,Oberstaatsanwalt Bernd Seemann. Noch offen ist, ob auch PrinzessinCaroline aussagen wird, die den Prinzen entlasten könnte. DieVorladung von Caroline als Zeugin ist bisher für den 23. Juli geplant- je nach Prozessverlauf kann sie aber auch ganz entfallen oderverschoben werden, sagt Gerichtssprecher Bernd Pingel. EineSonderbehandlung für den Prinzen werde es nicht geben. Ob dieserallerdings an allen Sitzungstagen anwesend sein muss, ist noch offen.
Das Jahr 2000 lief nicht gut für Ernst August, nach dem Vorfall inKenia machte der Prinz später Schlagzeilen mit einem Expo-Besuch inHannover. 2005 erkrankte Ernst August lebensgefährlich, seitdem istes ruhiger geworden um ihn. Am Montag wird er vor dem LandgerichtHildesheim den Trubel um seine Person dennoch erneut ertragen müssen- diesmal allerdings aus eigenem Willen. Die neuen, seit langemgeplanten Sicherheitsschleusen im Gericht sind rechtzeitig fertiggeworden. Ob sie bei Regenschirmen zu piepen anfangen, diese Fragemag im Gericht niemand beantworten.