Prozess Prozess: Vanessas Mörder kam als Tod verkleidet

Augsburg/dpa. - Der Prozess um den spektakulären Mord an der zwölfjährigen Vanessa hat am Montag in Augsburg mit einem weit gehenden Geständnis des Angeklagten begonnen. Als Tod verkleidet sei er in der Nacht zum Faschingsdienstag 2002 in das Kinderzimmer eingedrungen und habe die Schülerin mit 21 Messerstichen getötet, sagte der 20-Jährige vor der Jugendkammer des Landgerichts. Die Tat sei aber nicht geplant gewesen, beteuerte der Metallbau-Lehrling und widersprach damit der Anklage. «Ich wollte sie lediglich erschrecken.» Vanessas Tod hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt.
Mit einer Totenkopfmaske und einem schwarzen Umhang als Tod verkleidet hatte sich der Fan von Horror-Videos im Februar 2002 Zugang zum Heim des Mädchens in Gersthofen bei Augsburg verschafft. Als die bereits schlafende Vanessa aufgewacht sei und angesichts der Todesgestalt vor sich laut um Hilfe geschrien habe, habe er «aus Angst» mit dem aus der Küche geholten Messer zugestochen. Die Bluttat sei «nicht mit Absicht» und «nicht zielstrebig» abgelaufen, erklärte der 20-Jährige.
Den im voll besetzten Gerichtssaal als Nebenkläger anwesenden Eltern sprach der junge Mann sein Mitgefühl aus: «Ich möchte mich bei der Familie zutiefst entschuldigen.» Mutter und Vater hatten ihre Tochter leblos in einer Blutlache neben dem Bett gefunden, als sie gegen 1.00 Uhr nachts von einem Faschingsball heimkehrten. «Der Schlafanzug war am Rücken zerfetzt, alles war blutig, sie lag mit dem Gesicht auf dem Boden», schilderte die Mutter des Opfers vor Gericht die grauenvolle Entdeckung. «Man ist so furchtbar hilflos in dem Moment.»
Der junge Mann hatte die Bluttat nach Überzeugung der Anklagebehörde begangen, um das Gefühl der Macht über andere auszukosten. Dafür spreche auch, dass er die Tatwaffe - ein rund 30 Zentimeter langes Küchenmesser - bei sich getragen und nicht erst aus der Küche der Familie geholt habe. Auch Vanessas Vater sagte vor Gericht: «Ich bin sicher, dass dieses Messer nicht zu unserem Haushalt gehört.»
«Zu bestimmten Details hören wir heute die 5. Version», sagte der Chef der Augsburger Staatsanwaltschaft, Reinhard Nemetz, zu dem Teil- Geständnis. «Das Gericht muss entscheiden, welche Aussage die glaubwürdigste ist.» Im Besitz des jungen Mannes fanden die Ermittler eine Vielzahl von Horror-Videos - darunter auch das Video «Scream», in dem sich ein Mörder als Tod verkleidet.
Nach Besuch eines Gasthauses habe er an einer Bushaltestelle zunächst eine Frau mit seiner fürchterlichen Maskerade erschrecken wollen, schilderte der 20-Jährige am Montag den Tatabend weiter. Als dies misslungen sei, habe er im Haus von Vanessas Familie das Mädchen und dessen Bruder beim Fernsehen beobachtet. Daraufhin habe er beschlossen, nun wenigstens die Kinder zu schocken. Wenig später sei er in das Haus eingestiegen und habe sich rund eine Minute lang vor dem Bett der inzwischen schlafenden Schülerin positioniert. Als Vanessa aufgewacht sei, habe er mit dem Messer zugestochen - insgesamt 21 Mal, wie die Obduktion ergab.
Der Prozess wird an diesem Mittwoch fortgesetzt. Insgesamt sind vier Verhandlungstage angesetzt. Mit einem Urteil wird am 5. Februar gerechnet.