Prozess Prozess: Urteil 21 Jahre nach dem Mord

Heilbronn/dpa. - Die Polizei war dem Mann erst im Jahr 2002mit Hilfe einer modernen DNA-Analyse auf die Spur gekommen. DerVerteidiger kündigte Revision gegen das Urteil an, das dem Antrag derStaatsanwaltschaft entsprach.
«Wir sind uns sicher, dass wir den Richtigen auf der Anklagebankhaben», sagte der Vorsitzende Richter Wolfgang Bender. Ohne die neueTechnik wäre der Fall allerdings nie aufgeklärt worden. WinzigsteHautabriebpartikel an der Leiche konnten dem Angeklagten zugeordnetwerden, der im Justizvollzug arbeitete. Der Beamte, der auf demReiterhof in Großbottwar bei Ludwigsburg regelmäßig Pferde pflegte,hatte wie 36 andere Männer eine freiwillige Speichelprobe abgegeben.
«Es bleibt ein schaler Beigeschmack, weil das Tatmotiv im Dunkelnbleibt», sagte Bender weiter. Der Angeklagte habe die Tat bis zumletzten Wort bestritten. Dennoch passe seine Erklärung, er sei beider nächtlichen Suche über die Leiche gestolpert und habe diese dannabstützen müssen, nicht zum kriminaltechnischen Spurenbild. Auch wennder psychiatrische Sachverständige dem Angeklagten einePersönlichkeitsstörung attestiert habe, sei er voll schuldfähig. Erhabe die Tat «planvoll und zielgerichtet» begangen.
Der 52-Jährige war fast 30 Jahre als Beamter beschäftigt. WegenKörperverletzung, Nötigung und Beleidigung ist er vorbestraft. DieHöhe der Strafen reichte jedoch nicht aus, ihn aus dem Dienst zuentfernen. Einige Prozessbeobachter sprachen deshalb von einem«Justizskandal». Der Verurteilte verliert jedoch seinenBeamtenstatus, wenn der jetzige Richterspruch rechtskräftig wird.
Über den Mordfall war bereits 1985 verhandelt worden. Damals standein Hilfsarbeiter vor Gericht, der die Tat gestanden hatte. ImProzess widerrief der damals 19-Jährige allerdings sein Geständnisund wurde freigesprochen.