Prozess um Mädchenmord Prozess um Mädchenmord: 24-Jähriger bestreitet vorsätzliche Tat

Mannheim/dpa. - Zu Beginn des Prozesses um den Mord an einer 16-jährigen Schülerin aus Mannheim hat der Angeklagte sein Geständniswiederholt. Vor dem Landgericht bestritt er am Montag aber einevorsätzliche Tat. «Ich wollte ein Mädchen vergewaltigen, aber ichwollte nicht töten», sagte er im voll besetzten Gerichtssaal, in demviele Freunde des Opfers saßen. Die Mutter des Mädchens hatte derPolizei knapp ein Jahr nach der Tat den entscheidenden Tipp gegeben:Sie führte die Ermittler zum Freundeskreis des Angeklagten und damitauf dessen Spur.
Der hagere Mann mit dem kurzen dunkelblonden Haar gab sich in derVerhandlung schockiert angesichts der schrecklichen Tat: Als derVorsitzende Richter Ulrich Meinerzhagen ihm seine früheren Aussagenvorlas, hielt er sich stellenweise die Ohren zu, um die Worte nichthören zu müssen. Die Zuhörer verfolgten die Schilderungen entsetzt,manche weinten. Das Mädchen war am 20. Juni 2003 mit einemSchädelbruch tot in der Nähe des Flugplatzes entdeckt worden. DieAnklage lautet unter anderem auf Mord und Vergewaltigung mitTodesfolge im besonders schweren Fall.
Die Mutter des Opfers, die den Schilderungen des Angeklagten mitversteinerter Miene folgte und auch vorübergehend hinausging,forderte am Montag mehrfach «mehr Wahrheit». Sie glaube, dass der 24-Jährige einen Mitwisser gehabt habe, der die Tat hätte verhindernkönnen, sagte die von Kummer gezeichnete 45-Jährige. Nach Angaben vonStaatsanwalt Rolf-Konrad Seitz gab es jedoch keine Hinweise auf einedritte Person oder einen Mitwisser. Die Mutter ist wie die Schwesterund ein Halbbruder der Getöteten Nebenklägerin. Der Anwalt des 24-Jährigen lehnte es später ab, dass sein Mandant Fragen der Nebenklagebeantwortet.
In dürren Worten schilderte der Angeklagte seine Jugend. Er warbei den Großeltern in Kroatien aufgewachsen, bis seine Mutter ihn1989 nach Deutschland holte. Er machte die Mittlere Reife und eineLackiererausbildung, nahm schon früh Drogen und ging wegen seinerProbleme mit Frauen zu Prostituierten. Am Tatabend hatte er zunächstmit zwei Freunden Kokain und Alkohol konsumiert. Nach deren Fortgehenhabe er sich entschlossen, eine Frau zu vergewaltigen.
Auf die Frage des Richters, warum er nicht erneut ins Bordellgegangen sei, sagte der 24-Jährige, dafür habe er wohl kein Geldgehabt. Er habe nicht an die Konsequenzen gedacht und nach dunklenOrten gesucht, bis er in der Nähe des Flugplatzes die 16-Jährigegetroffen habe. Als sich das Mädchen gewehrt habe, habe erzugeschlagen, um sie ruhig zu stellen. «In dem Moment ist mirwirklich alles außer Kontrolle geraten», sagte der 24-Jährige.