Prozess Prozess: Thomas Drach sieht sich als Opfer einer Verschwörung

Hamburg/dpa. - Der inhaftierte Reemtsma-Entführer Thomas Drach hat sich in einem Prozess um Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte als Opfer einer Verschwörung bezeichnet. «Die wollen mich mit Einzelhaft fertig machen, damit ich verrate, wo die Beute ist», sagte er am Dienstag zum Prozessauftakt vor dem Hamburger Amtsgericht. Weil dies nicht gelinge, versuche man es mit «läppischen Verfahren». Drach verbüßt seine Haft in Hamburg. Dort soll er sich laut Anklage einer gerichtlich angeordneten DNA-Probe widersetzt haben.
Drach hatte im Jahr 1996 den Hamburger Multimillionär Jan Philipp Reemtsma entführt und 33 Tage angekettet in einem Kellerverlies festgehalten. Fünf Jahre später war er wegen erpresserischen Menschraubes zu einer Haftstrafe von vierzehneinhalb Jahren verurteilt worden. Nur ein Bruchteil der Rekordlösegeldsumme von 30 Millionen Mark (mehr als 15,3 Millionen Euro) ist bisher aufgetaucht.
Die Anklage wirft Drach vor, er habe im vergangenen Sommer in seiner Zelle einem Kriminalbeamten, der ihm Speichel oder Blut für eine DNA-Probe entnehmen wollte, einen Fausthieb versetzt. Der Beamte sagte vor Gericht, er habe Drachs Schlag im letzten Moment abgewehrt und dabei blaue Flecken und Schmerzen davongetragen. Hingegen sagten drei Polizeibeamte übereinstimmend aus, Drach habe lediglich die Hand gehoben und eine Ohrfeige angedeutet.
Drach räumte vor Gericht lediglich ein, die Hand gegen den Beamten erhoben zu haben. «Ich wollte ihm zu verstehen geben, dass es Zeit ist, meine Zelle zu verlassen», sagte er. Er habe sich angesichts der vielen Beamten in seiner Zelle «überfallen» gefühlt. Drach hatte zuvor vergeblich gegen die vom Amtsgericht angeordnete DNA-Probe Beschwerde beim Landgericht eingelegt. Zur Begründung schrieb er: «Ich lege Beschwerde ein, weil ich genug Geld verdient habe und daher keine weiteren Straftaten zu erwarten sind.» Solche DNA-Proben wird bei den Behörden in einer Datenbank für Kriminelle erfasst.
