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Prozess Prozess: Tatjana Gsell räumt alle Anklagepunkte ein

13.07.2004, 09:09

Nürnberg/dpa. - Mit einem Geständnis hat der von Medienrummelbegleitete Prozess gegen die «Glamour-Lady» Tatjana Gsell am Dienstagin Nürnberg begonnen. Zum Auftakt der Verhandlung vor dem Amtsgerichträumte die 33-Jährige über ihren Verteidiger alle Anklagepunkte ein.Die Staatsanwaltschaft wirft ihr versuchten Versicherungsbetrug undVortäuschen einer Straftat vor. Sie soll gemeinsam mit ihremmitangeklagten Jugendfreund, einem 33-jährigen Staatsanwalt aus Hof,maßgeblich an einem fingierten Raubüberfall auf ihren Ehemann, den76-jährigen Schönheitschirurgen Franz Gsell, im Januar 2003 beteiligtgewesen sein. Der derzeit vom Dienst suspendierte Staatsanwaltbestritt jede Tatbeteiligung.

Nach dem vorgetäuschten Raubüberfall sollte das Auto von TatjanaGsell, ein Mercedes 500 SL, von einer Autoschieberbande ins Auslandgebracht und verkauft werden. Gleichzeitig wollte die 33-Jährige denWagen in Deutschland als gestohlen melden, um die Versicherungssummezu kassieren. Bei der Schlüsselübergabe auf dem Anwesen der Gsells inNürnberg soll es jedoch zwischen einem der beiden Autoschieber unddem Schönheitschirurgen zu einem Gerangel gekommen sein. Dabei wurdeder 76-Jährige so stark verletzt, dass er zwei Monate später imKrankenhaus starb.

Tatjana Gsell bedauerte in ihrer Erklärung, die von ihremVerteidiger vorgelesen wurde, sich auf den geplanten Betrugeingelassen zu haben. Ganz besonders bedaure sie jedoch dentragischen Tod ihres Ehemannes, ließ sie wissen. Zum Motiv erklärtesie, dass sie damals dringend Geld gebraucht habe. Sie sei für denLebensunterhalt ihres damaligen Geliebten, einem DüsseldorferUnternehmer, aufgekommen und habe zu jener Zeit auch kein Geld vonihrem Ehemann bekommen. Durch Zufall sei sie an die Autoschieberbandegeraten.

Ihr Ehemann sei zunächst nicht mit dem Plan einverstanden gewesen,erklärte Gsell weiter. Erst als sie ihm gesagt habe, dass ihrbefreundeter Staatsanwalt den fingierten Raub mit seinem juristischenFachwissen überwachen werde, habe er eingewilligt.

«Der Anklagevorwurf stimmt nicht. Ich habe mit dieser Sache nichtszu tun», beteuerte dagegen der mitangeklagte Staatsanwalt vorGericht. Entgegen früheren Aussagen bei der Polizei sei er zurTatzeit überhaupt nicht in Nürnberg gewesen. Von dem Überfall aufFranz Gsell habe er erst am Telefon durch Tatjana Gsell erfahren.

Zu ihrem Verhältnis erklärte der 33-Jährige, er habe von 1999 anwieder verstärkt Kontakt zu seiner Jugendfreundin gehabt, weil sie inihrer Ehe nicht glücklich gewesen sei und sich zudem immer wiederGeld von ihm geliehen habe. Zuletzt schuldete sie ihm 25 000 Euro.«Ich war in diese Frau verliebt», sagte er.